Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

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Osternacht: ".... am dritten Tage auferstanden von den Toten..."

Lesungen:

Gen 2, 4b - 7

Ex 15, 18 - 21

Ez 37, 1 - 14

Röm 6, 3 - 11

Evangelium:

Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben.
Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging.
Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?
Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß.
Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr.
Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.
Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.

Mk 16, 1 - 7

 

Predigt

„… am dritten Tag auferstanden von den Toten …“

Wegen dieser Glaubenswahrheit sind wir alle heute hier. Ich nehme jetzt einfach mal an, dass Sie alle glauben, dass Jesus von Gott nicht im Tod gelassen worden ist, sondern er hat ihn zum Leben auferweckt.

Und was heißt das dann?

Die Lesungen für den heutigen Abend habe ich mit Bedacht gewählt im Blick auf unser Thema:

Die Erschaffung des Menschen in der Version des zweiten Schöpfungsberichtes, bei dem Gott den Menschen zum Leben erweckt, indem er ihm seinen Lebensatem einhaucht.

War das die erste Auferweckung?

Die Geschichte der Israeliten nach der Rettung von den Ägyptern:

„Singt dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben. Rosse und Wagen warf er ins Meer.“

War das ein Auferweckungserlebnis für das Volk der Israeliten, weil ihnen ihr Gott das Leben gerettet hat?

Oder muss man sich Auferweckung vorstellen, wie es der Prophet Ezechiel zeichnet in seiner Vision. Dabei liegen die dürren Knochen überall herum. Auf das Wort des Propheten hin, der im Namen Gottes spricht, fügen sich die Knochen zusammen, es werden die Sehnen darüber gespannt, die Muskeln bilden sich und alles wird mit Haut überzogen. Aber noch sind die Leiber ohne Leben. Dieses Leben kommt durch den Hauch des Geistes Gottes, der lebendig macht.

Dieses Bild hat viele Jahrhunderte lang die Vorstellungswelt der Menschen geprägt, wenn es um Auferweckung ging. Gott macht die Toten wieder lebendig, am sog. „Jüngsten Tag“. Dann gibt es das Weltgericht und dann ist alles vollendet.

Das ist eine geschichtliche Vorstellung. Da markiert die Auferweckung der Toten das Ende aller Zeit. Dann bricht Gottes Herrschaft an.

Ist das die Vorstellung von Auferweckung, wie Sie sie glauben?

Oder lassen Sie sich von dem Bild des Evangeliums überzeugen, bei dem Frauen die ersten Zeuginnen der Auferweckung werden. Die Botschaft von der Auferweckung Jesu sagt ihnen da ein junger Mann im weißen Gewand:

„Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte.“

Und dann bekommen Sie den Auftrag, die Auferweckung weiter zu erzählen, vor allem aber dem Petrus. Und ihnen wird noch gesagt, dass sie den Auferstandenen in Galiläa wiedersehen werden.

Oder hat Sie die Version aus dem Römerbrief überzeugt:

„... wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“

Da ist es die Herrlichkeit des Vaters, die den Toten auferweckt hat. –

„… am dritten Tag auferstanden von den Toten …“

Das ist eine richtige Herausforderung für unseren Glauben. Und zu Ihrer Orientierung möchte ich Ihnen noch einige Ideen dazu legen, die Ihnen vielleicht helfen, auch in einer modernen Welt an die Auferweckung zu glauben.

„… am dritten Tag auferstanden von den Toten …“

„von den Toten“ markiert in unserem Glaubensbekenntnis noch einmal so Grenzüberschreitung. Hier geht es um alle Toten. Die Auferstehung ist keine Privatangelegenheit Jesu. Dieses „auferstanden“ ist der Triumph über den Tod schlechthin. Und Paulus sagt das in unserer Lesung aus dem Römerbrief unmissverständlich:

„Wenn wir ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.“

Das ist die Überzeugung der ersten Anhänger Jesu: diese Auferstehung gilt allen!!

Ich habe vorhin immer mit Bedacht von der Auferweckung Jesu gesprochen, weil Auferweckung logisch richtiger ist.

Wer tot ist, ist wirklich in der Dimension äußerster Machtlosigkeit. Deswegen kann auch Jesus nur auferstehen, weil er von Gott aus dem Tod auferweckt worden ist. Es ist ganz und gar die Tat Gottes!! Und mit dieser Auferweckung rechtfertigt Gott gleichzeitig das Werk Jesu.

Die religiösen Autoritäten in der Zeit Jesu haben ihn verdammt und sein Werk für gescheitert erklärt durch diese Hinrichtung. Und jetzt greift Gott ein auf diese unüberbietbare Weise und rechtfertigt Jesus gegen die Herrschenden. Das gibt den Jüngern plötzlich die Kraft, Jesu als Sohn Gottes zu bezeugen. Sie leben plötzlich in dieser Gewissheit, dass Gott Jesus eben nicht verworfen hat.

Was löst bei den Jüngern diese innere Gewissheit aus, dass da etwas Unvorstellbares mit Jesus geschehen ist?

Plötzlich stehen diese Jüngerinnen und Jünger vor den Obrigkeiten und erklären voller Zuversicht:

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesus, den ihr ans Kreuz gehängt und umgebracht habt, auferweckt. … Wir sind Zeugen dieser Ereignisse.“

Das können wir in der Apostelgeschichte nachlesen.

Aber was gibt diesem entmutigten und versprengten Haufen von Frauen und Männern nach der Kreuzigung plötzlich diese Zuversicht?

Eins ist klar: es gibt keinen äußeren Beweis für die Auferweckung Jesu. Es gibt nur die Erlebnisberichte der ersten Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung.

Aber diese innere Kraft bekommen die Jüngerinnen und Jünger, weil sie für sich diesen inneren Beweis gefunden haben.

Bei der Auferweckung geht es um ein Ereignis, das sich auf dem Grat zwischen Zeit und Ewigkeit abspielt. Die Frauen und Männer, die Jesus so geliebt haben und ihm gefolgt sind, wissen plötzlich etwas in der Dimension Zeit, was in Wirklichkeit über die Zeit hinaus geht. Das Leben des Auferstandenen gehört der Dimension der Ewigkeit an.

Das Leben Jesu ist in Gott aufgehoben. Das bedeutet aber:

1.   es ist in der Dimension Zeit ausgelöscht worden.

2.   jenseits dieser Dimension Zeit, also in der Ewigkeit, ist es bewahrt und unzerstörbar.

3.   gleichzeitig ist es in die Gegenwart Gottes hinein überhöht worden. Jetzt kann dieser Geist der Liebe die ganze Welt durchdringen.

Dieser innere Beweis, den die Frauen und Männer plötzlich für sich erkannt haben heißt dann im Klartext:

Wir wissen wofür Jesus gelebt hat und wofür er hingerichtet worden ist; - und weil wir das wissen, erkennen wir darin die Weisheit und die Macht Gottes!

Diese Weisheit ist aber im Maßstab der Welt Torheit und die Macht ist Schwachheit.

Diese Frauen und Männer der „sog. ersten Stunde“ haben etwas erlebt oder verstanden, was ihr Leben radikal verändert hat.

Kurz nach dem Tod Jesu – „am dritten Tage“ gehen sie voller Begeisterung an die Öffentlichkeit und verkünden den Gekreuzigten als den Auferstandenen!

Und diese Begeisterung hält bis zu heutigen Tag an! Die Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit wird damit gesprengt. Das ist die Dimension unseres Glaubensbekenntnisses!

Wer an Gott glaubt überschreitet die Grenze von Raum und Zeit und lebt aus dieser Ahnung heraus, dass es da noch eine andere Wirklichkeit gibt. Aus der Ahnung dieser Wirklichkeit kommt die innere Gewissheit, dass Jesus vom Tod zum Leben erweckt worden ist.

Das Glaubensbekenntnis öffnet uns also den Horizont für dieses ganz andere Denken und für diese ganz andere Wirklichkeit.

Niemand kann uns daran hindern, aus dieser inneren Gewissheit heraus, uns am Leben Jesu zu orientieren, damit der Geist der Liebe immer noch einen Platz hat in unserer Welt.

Das ist der Weg den die Christen gegangen sind durch alle Jahrhunderte bis zu heutigen Tag. Deswegen ist es immer noch begeisternd, sich sagen zu können:

Christus ist auferstanden – ja, er ist wahrhaft auferstanden.

In diesem Sinne grüße ich Sie und wünsche Ihnen allen ein frohes und befreiendes Osterfest.

Amen.

© R. Hübschle 2012

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.