Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
Schwalbenweg 5
88213 Ravensburg

Tel. 0751-7912430
Fax 0751-7912440
E-Mail: Info-Dreifaltigkeit.RV@drs.de

 

 

3. Fastensonntag: "... an Jesus Christus...."

Lesung:

Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit.Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.

1 Kor 1, 22-25

 

Evangelium:

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi ka Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Mt 16, 13-17

 

Predigt

Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,

wem vertrauen sie in ihrem Alltag?                            

Und bei wem sind sie eher skeptisch und vorsichtig?

In unserer heutigen Zeit werden wir geradezu bombardiert mit Informationen, Werbespots und Videos. Ob am Bahnhof, in Geschäften, sogar in Bars und mittlerweile auch in Arztpraxen – überall sind Flachbildfernseher aufgestellt und es läuft Musik im Hintergrund. Ob Radio, Fernseher, Internet, ob Smartphone oder Tablet – viele  Menschen sind heute fast den ganzen Tag online, verbunden mit der großen weiten Welt.

Aber ist das alles wahr, und ist das für unser Leben wirklich wichtig, was wir Tag für Tag hören und sehen? Können wir dem trauen? Und wo fühlen wir uns an der Nase herumgeführt und angelogen?

Bei der Flut von Worten und Bildern, die uns täglich erreichen und beeinflussen wollen, braucht es die Fähigkeit zu unterscheiden. Zu unterscheiden, was wichtig und was unwichtig, was wahr und was unwahr ist. Ob wir jemanden Glauben schenken, hängt ganz maßgeblich von seiner Glaubwürdigkeit ab. Denn wir vertrauen v.a. den Menschen, die glaubwürdig sind. D.h. die tun, was sie sagen. Die sich nicht verstellen. Die sich nicht hinter einer schönen Fassade, hinter Floskeln oder schönen Sprüchen verstecken. Die sich bewährt haben. Die sich treu geblieben sind.

Im heutigen Evangelium geht es um diese Glaub-würdigkeit. Jesus will wissen, was die Menschen von ihm halten. Ist er in ihren Augen ein Spinner und Betrüger? Oder ist er glaubwürdig? Die Antwort der Jünger spricht für das Letztere: die einen halten ihn für Johannes den Täufer, andere für einen großen Propheten wie Elija oder Jeremia. Allesamt große jüdische Gestalten. Doch ihren Höhepunkt findet die Glaubwürdigkeit Jesu im Bekenntnis des Petrus, wenn er sagt: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.

Was Petrus hier sagt, ist jedoch in den Augen vieler frommer Juden von damals ein Ärgernis. Viele hofften auf einen starken politischen Messias, der als Kriegsherr und König die Juden endlich von der römischen Belagerung befreit.  Mit einem gewaltlosen Wanderprediger dagegen haben nicht viele gerechnet. Und dass Gott einen Sohn hat, war für sie Anmaßung und Gotteslästerung, ist doch Gott in ihrem Denken über alles Menschliche erhaben und kann sich deshalb nicht als Mensch zeigen.

Und trotzdem: Für Petrus, für die Jünger, für eine wachsende Zahl von Menschen verdient dieser Jesus höchste Glaubwürdigkeit. Eine Glaubwürdigkeit, die alle bisherigen religiösen Autoritäten überragt. Eine Glaubwürdigkeit, die wohl aus der Weggemeinschaft und den vielen prägenden Erfahrungen mit diesem Jesus kommt. Offensichtlich haben die Jüngerinnen und Jünger das Gefühl, dass in der Gemeinschaft mit diesem Jesus etwas spürbar und lebendig wird, was mit Gott und ihren Grundbedürfnissen nach Glück, Sinn, Frieden, Gerechtigkeit und Erfüllung zu tun hat.

Liebe Gemeinde,

im Credo,  das im Mittelpunkt unserer Fasten-predigtreihe steht, hat die junge Kirche in den ersten Jahrhunderten das zusammengefasst, was aus ihrer Sicht am wichtigsten und glaubwürdigsten ist. Dass es hier nicht nur um Glaubensinhalte geht, sondern v.a. um eine persönliche und lebensmäßige Beziehung zu ihnen, verrät schon gleich das erste Wort dieses Bekenntnisses: „Credo“ setzt sich aus den beiden lateinischen Worten „cor“ und „dare“ zusammen und heißt auf deutsch „sein Herz schenken“. Also meint glauben „von Herzen vertrauen“ und nicht einfach nur „nicht genau wissen“.

Wie sie sicher schon am Evangelium und meinen bisherigen Gedanken gemerkt haben, geht es heute um Jesus Christus. Er wird im Credo als Gottes „eingeborenen Sohn“ und „unseren Herrn“ bezeichnet, „empfangen durch den Heiligen Geist und geboren von der Jungfrau Maria“. Was in manchem Gottesdienst so leicht und schnell über die Lippen geht, hat es bei genauerem Hinsehen in sich: Nicht nur, weil darüber in der Kirche schon häufig gestritten wurde und wird. Nein, weil es das Herzstück unseres christlichen Glaubens ist, unsere Vorstellung und unsere Beziehung zu Gott auf den Punkt bringt.

Als „Sohn Gottes“ ist Jesus  - etwas einfach ausgedrückt – nicht nur am Nächsten dran am Göttlichen. Durch sein Sohn- und Menschsein wird er uns auch zum Bruder, zum Mitmenschen, der unser Leben mit seinen Sonnen- und Schattenseiten teilt . Der Wunsch nach einem menschenfreundlichen Gott erfüllt sich ganz konkret im menschgewordenen Gott. Man könnte auch sagen: In Jesus zeigt Gott uns sein menschliches Gesicht. (Zusatz für dort, wo es eine Regenbogen-installation gibt: Der wachsende Regenbogen in der Fastenzeit, Symbol für die Verbindung zwischen Himmel und Erde, Gott und Mensch, wird mit Jesus um eine entscheidende und kräftige Farbe reicher.)

Wenn wir diesen Jesus als unseren „Herrn“ bekennen, dann meint „Herr“ nicht nur eine höfliche Anredeform wie z.B. „Herr Meier“. „Herr“ oder wie im griechischen Originaltext „Kyrios“ war im AT die offizielle Ãœbersetzung für Gottes unaussprechlichen Namen. Und im römischen Reich der Titel des Kaisers. Einen „Kyrios“, einen „Herrn“ konnte es also nur einen geben. Entweder der eine oder der andere. Auf die Zeit Jesu übertragen: Entweder Kaiserkult oder Gottesdienst, entweder Weltherrschaft oder Gottes Reich. Und was dieses „Herr-Sein“ Jesu für uns heute heißen kann, beschreibt der amerikanische Benediktiner, Eremit und Spiritualitätslehrer David Steindl-Rast so:  „Der Glaube an Jesus Christus als Herrn bedeutet, dass wir unser tiefstes Vertrauen setzen auf die Macht göttlicher Liebe.“ Wenn also Jesus „Herr“ ist in unserem Leben, dann ist es letztlich die Autorität der Liebe. Eine Liebe , die alle einschließt. Eine Liebe, die letztlich die innerste Berufung eines jeden Menschen darstellt.

Liebe Gemeinde,

im heutigen Evangelium fragt Jesus seine Jünger, für wen sie ihn halten. Sie haben ihre Antwort gegeben. Und auch die junge Kirche hat nach langem Ringen zu ihrem Bekenntnis gefunden. Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit, sich nun auch selber auf den Weg zu machen und für sich zu klären: Wer ist dieser Jesus für mich? Kann und will ich ihm vertrauen?

© B. Held, 2012

 

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.