Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
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3. Fastensonntag

Lesung: Röm 5, 1-2.5

Brüder und Schwestern!
Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

 

Evangelium: Joh 4, 5-15.19b-26.39a.40-42

In jener Zeit kam Jesus zu einem Ort in Samarien, der Sychar hieß und nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.
Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!
Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen.
Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.
Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, wie seine Söhne und seine Herden?
Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.
Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.
Ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet; ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten muss.
Jesus sprach zu ihr: Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Die Frau sagte zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist: der Gesalbte - Christus. Wenn er kommt, wird er uns alles verkünden.
Da sagte Jesus zu ihr: Ich bin es, ich, der mit dir spricht.
Viele Samariter aus jenem Ort kamen zum Glauben an Jesus. Als die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb dort zwei Tage.
Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn aufgrund seiner eigenen Worte.

42Und zu der Frau sagten sie: Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt.

 

Predigt:

Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen!

Misereor hat sich dieses Jahr ein sehr optimistisches Motto gegeben für die Fastenaktion.
Wenn wir in die Lebenswirklichkeit unserer Welt hinein schauen, dann könnte man meinen, dass gerade alle schlechten Ideen ins Kraut schießen!

Gestern die Zusammenkunft der Finanzminister in Baden-Baden, die völlig entnervt auseinander gegangen sind, weil die Amerikaner wirklich gute Ideen blockieren und nicht mehr mitmachen wollen.

Es scheint keine gemeinsame Idee mehr zum Schutz der Umwelt zu geben und die internationalen Handelsbeziehungen stehen auf dem Prüfstand wegen diesem „America first!“

Der türkische Präsident Erdogan will Europa mit türkischen Kindern einnehmen und in Ägypten wird der arabische Frühling begraben mit der Freilassung des ehemaligen Präsidenten und Diktators Mubarak.

Woher nimmt also Misereor die Hoffnung für dieses optimistische Motto?

Ich versuche mich da dem Thema anzunähern über die Ausführungen im Röm und über die Begegnungsgeschichte im Evangelium.

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Das haben wir vorhin im Röm gehört.

=> Wo aber die Liebe in den Herzen lebt, da kommen die Menschen zum Leben. So versteht das Paulus.

=> Letztlich geht es um das Leben!

=> Wir  Christinnen und Christen glauben ja, dass uns in der Taufe der Geist Gottes geschenkt wird und wir dadurch die Liebe Gottes in unserer Welt bezeugen können und so zu einem Leben in Fülle kommen.

=> Das ist ein großes Wort – ich weiß! Wir alle erleben ja tagtäglich, wie die Wirklichkeit aussieht.

Da steht die große Politik im Rampenlicht. Zwei Getaufte begegnen sich im Weißen Haus und haben sich letztlich nichts zu sagen. Die Idee, die die beiden entwickeln lautet: Erhöhung des Rüstungsetats in Deutschland. Später lässt der amerikanische Präsident sogar noch nachschieben, dass Deutschland Amerika riesige Summen Geldes schulde. Präsident Trump hat seinen Amtseid auf zwei Bibeln zwar geschworen, scheint aber die Botschaft von der Liebe Gottes, die den Menschen in die Herzen ausgegossen ist, nicht verstanden zu haben. Die revolutionäre Idee des Jesus von Nazareth war nämlich Feindesliebe!

Präsident Trump ist aber nicht allein damit, dass er die Botschaft Jesu nicht verstanden hat.

=> Viele Menschen, die einmal getauft worden sind, können auch in Deutschland mit der Taufe nichts anfangen. Sie haben auch nicht verstanden, dass es da um ein Leben in Fülle geht.

=> In vielen Menschen begegnet mir eine ungeheure Wüste und Trockenheit. Ich erlebe Jugendliche und junge Erwachsene, die vor lauter sozialen Netzwerken und Internet an ihrem eigenen Leben vorbeirauschen.

=> Mir begegnen Eltern von  Kommunionkindern oder Eltern nach der Kinderphase, die fast schon verzweifelt nach einem Sinn für ihr Leben suchen.  

=> Aber sie alle finden nicht die Erfüllung, die sie sich für ihr Leben wünschen.  

=> Manche suchen ihr Heil im Geld, andere im Glücksspiel, oder in Drogen, Alkohol und Sex.  

=> Da bieten sich so viele Möglichkeiten, die sich als das Leben ausgeben.

=> Interessant ist aber, dass diese Menschen immer wieder die Erfahrung machen, dass auch das nicht alles sein kann.

=> Denn wenn ein Ziel erreicht und die Befriedigung da ist, dann öffnet sich bereits das nächste erstrebenswerte Ziel – und so geht diese Hetze weiter - oft ein Leben lang.

=> Erst wenn die Ansprüche geringer werden (z.B. durch eine schwere Krankheit oder durch den Tod eines lieben Menschen) erst dann kommen manche zur Besinnung.

=> Was ist denn nun wirklich das Leben?

Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen!

Misereor will uns aufrütteln.

=> Was ist das Leben?

Da gibt es viele Zugänge, aber eine Antwort ist mir zur Gewissheit geworden:

=> Leben – das ist auch und vor allem das Leben mit anderen Menschen, mit Partnern und Freunden.

=> Wer in diesem Bereich, also auf der direkten Beziehungsebene erfolgreich ist, der kann gelassen und zufrieden seinem Lebensabend entgegen gehen.

 

=> Es gibt eine wunderschöne Geschichte aus China, die das Wasser als ein Gleichnis für das Leben beschreibt.

=> In dieser Geschichte wird das Wasser als Bild für das Leben entfaltet. Vielleicht kennen Sie sie schon? Ich möchte sie Ihnen auf jeden Fall in Ihren Sonntag hinein mitgeben:

 

„Und der Weise, der seinen Blick nicht vom unablässig strömenden Wasser abließ, sprach endlich:

Das Wasser lehrt uns wie wir leben sollen.

  • Wohin es fließt bringt es Leben und teilt sich aus an alle, die seiner bedürfen: Es ist gütig und freigiebig.
  • Die Unebenheiten des Geländes versteht es auszugleichen: Es ist gerecht.
  • Ohne zu zögern in seinem Lauf stürzt es sich über Steilwände in die Tiefe: es ist mutig.
  • Seine Oberfläche ist glatt und ebenmäßig, aber es kann verborgene Tiefen bilden: es ist weise.
  • Felsen, die ihm im Lauf entgegenstehen, umfließt es: es ist verträglich.
  • Aber seine Kraft ist Tag und Nacht am Werk, das Hindernis zu beseitigen: es ist ausdauernd.
  • Wie viele Windungen es auch auf sich nehmen muss, niemals verliert es die Richtung zu seinem ewigen Ziel, dem Meer, aus dem Auge: es ist zielbewusst.
  • Und sooft es auch verunreinigt wird, bemüht es sich doch zuverlässig wieder rein zu werden: es hat die Kraft, sich immer wieder zu erneuern.

(nach J. Thiele, Fantasie für die Schöpfung, Herder 1990)

=> Nach dieser Geschichte offenbart das Wasser einige wichtige Geheimnisse eines sinn – vollen Lebens.

=> Und jetzt finden wir uns wieder mitten im Evangelium.

=> Jesus berührt im Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen vor allem diese Ebene der Sinnstiftung.

=> Wer mit offenen Augen durch diese Welt geht, sieht diesen ungeheuren Durst so vieler Menschen nach Anerkennung und Liebe.

=> Diesen Durst kann Jesus stillen. Alle Wünsche und Sehnsüchte kommen in ihm zur Ruhe. Wer sich auf die Wahrheit des Jesus von Nazareth einlässt, spürt den Lebensstrom, der von IHM ausgeht.

=> In der Taufe beginnt dieser Strom zu fließen, wenn er fließen darf.

=> Im Leben stellen sich dann dem Strom aber viele Hindernisse in den Weg. Die Beseitigung der Hindernisse kostet Kraft und manchmal gerät auch das Ziel aus den Augen.

=> Und doch braucht es die Beständigkeit, damit sich das Leben füllen kann mit diesem Lebensstrom.

=> Und es kommt die Beziehung ins Spiel: wer diesen lebensspendenden Strom fließen lässt, wird dadurch zum Brunnen für Andere.

=> Manche haben Angst, dass sie selber austrocknen, wenn sie sich zu sehr für andere einsetzen. Diese Gefahr besteht aber nur, wenn der Kontakt zur Quelle verloren geht.

=> Wir hier in unserem Sonntagsgottesdienst sind quasi eine „Pumpstation“, dass der Lebensstrom nicht austrocknet.

=> Hier versuchen wir uns gegenseitig Orientierung zu holen und zu geben.

=> Hier lassen wir uns Mut zusprechen für das Leben in unserer Welt.

=> Hier geht es um Lebensfreude, die wir in unserem Leben draußen weiter verschenken dürfen.

=> Hier müsste die Quelle sprudeln, die Gott für uns ist.    â€“ Müsste  sie – oder sprudelt sie?

In der großen Politik im Weltgeschehen können wir direkt keinen Einfluss nehmen, aber hier bei uns können wir so wirken, dass Menschen auf uns aufmerksam werden, weil aus uns diese Lebensfreude heraus sprudelt, die das Leben lebenswert macht.

=> Das ist doch letztlich eine überaus gute Idee. Helfen wir ihr zu beständigem Wachstum. Dieses Wachstum wird Zukunft haben, weil es dem Leben dient.

=> Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall die Erfahrung, dass Gott Ihnen Ihr Leben füllt, immer wieder neu.

Amen.

© R. Hübschle 2017

 

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.