Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

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5. Fastensonntag: MISEREOR-Sonntag

Lesung: Jer 31, 31-34

Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, in denen ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde, nicht wie der Bund war, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war - Spruch des Herrn.
Denn das wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - Spruch des Herrn: Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den Herrn!, sondern sie alle, Klein und Groß, werden mich erkennen - Spruch des Herrn. Denn ich verzeihe ihnen die Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.

 

Evangelium: Mt 7, 24-27

Und Jesus sprach zu den Menschen:
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.
Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute.
Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.
Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre;denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat.

 

Predigt

Liebe Mitchristen/innen,

ich habe heute ein Vogelhaus mitgebracht. Es passt als Symbol ganz gut zum heutigen Evangelium. Und hilft uns vielleicht, eine weitere wichtige Seite unseres Themas „Gott und Gold- Wie viel ist genug?“ in der Fastenpredigtreihe zu verstehen.

„Bauen boomt“ – das kann man überall beobachten. In Horgenzell, wo ich wohne, da ist innerhalb eines Jahres fast ein ganzes neues Baugebiet mit Häusern hochgezogen worden. Alle Plätze sind vergeben. Und durch die Ständerbauweise werden Häuser immer schneller, oft in nur wenigen Wochen, errichtet.

Für viele Menschen sind Häuser nicht nur eine gute Geldanlage. Sie verwirklichen sich damit auch einen Traum: den Traum vom Eigenheim; den Traum, endlich irgendwo angekommen und zuhause zu sein; den Traum, sich so einzurichten, wie man es schon immer wollte, ganz nach dem eigenen Geschmack. Und manch einer zeigt mit seinem Haus natürlich auch, wieviel Geld er hat, wo er sich selber sieht in dieser Gesellschaft.

Im übertragenen Sinn kann ein Haus aber auch stehen für das ganze Leben.

(Haus weglegen)

In diesem Sinne benutzt es Jesus heute in seinem Gleichnis. Dort ist die Rede von Menschen, die ihr Leben, ihr Haus auf ein festes Fundament, auf Fels bauen. Und andere, die ihr Lebenshaus nur auf Sand stellen und es später bitter bezahlen müssen.

Wie es sein kann, wenn ein Sturm das eigene Haus wegfegt und danach nichts als Zerstörung und Chaos zurückbleiben, konnten wir dieser Tage in den Nachrichten verfolgen. Fast täglich wurde von Zyklon „Pam“ berichtet, der mit bis zu 300 Stundenkilometern über die pazifische Inselgruppe Vanuatu gerast ist. Die Bilder im Fernsehen und im Internet sprechen für sich. Und machen einmal mehr deutlich, wie anfällig und zerbrechlich unser Leben sein kann – trotz paradiesischer Strände, trotz Hightech und Fortschritt.

Neben solchen Zyklonen, Taifunen oder Hurricans gibt es noch tobende Stürme in ganz anderen Bereichen unsers Lebens. Sie sind zwar nicht so offensichtlich, aber ganz genau so real. In meinem Praktikum  in der Obdachlosenambulanz der Caritas Freiburg habe ich einmal einen Mann begleitet, der ein ganz normales, bürgerliches Leben führte. Doch nach und nach verlor er den Grund unter seinen Füßen: Ihm wurde gekündigt und er hatte keinen Arbeitsplatz mehr. Dann begann er zu trinken. Schließlich verließ ihn auch seine Frau. Am Ende ist er auf der Straße gelandet – gezeichnet von den Schicksalsschlägen seines Lebens. Und er war nicht der einzige, dem es so ergangen ist.

Ein anderes Beispiel, das ich erlebt habe, ist eine Frau, deren Mann gestorben ist und den ich beerdigt habe. Sie ist über den Verlust ihres Partners nur schwer hinweggekommen. Dass da jemand nicht mehr da ist, so wie er es doch vorher all die Jahre war, das hat sie sehr traurig gemacht. Verbunden mit dieser Erfahrung war die Sorge, wie es denn ihrem verstorbenen Mann wohl jetzt ergeht, wo er ist, was jetzt mit ihm wird. Nur gut, dass die Frau einen Zugang zum Glauben hatte. Und als ich erklärte, dass wir als Christen auf Gottes Barmherzigkeit hoffen dürfen und darauf, dass wir bei ihm eine neue, bleibende Heimat finden können, wo wir ein für allemal aufgehoben und geliebt sind – da ist etwas passiert bei ihr. Der noch frische Schmerz über den Abschied von ihrem Mann war natürlich weiter da. Aber ihr Vertrauen auf Gott hat ihr auch ein großes Stück Sorge und Angst genommen. Und ihr wieder Hoffnung und Zuversicht geschenkt.

 

Liebe Gemeinde,

vielleicht ist es das, was Jesus meint, wenn er vom klugen Mann spricht, der sein Haus auf Fels baut. Denn für Jesus ist dieser Fels, dieses feste Fundament für das eigene Lebenshaus das Vertrauen auf Gott. Alles, was Jesus tut, alles, was er sagt, ist getragen von diesem Urvertrauen in Gott, den er liebevoll Vater nennt. Und wenn er die Menschen „klug“ heißt, die auf seine Worte hören, dann deshalb, weil sie etwas Entscheidendes im Leben begriffen haben: Sie bauen ihr Lebenshaus nicht auf das Vordergründige und Endliche im Leben. Sie haben erkannt, dass z.B. Reichtum, Geld, beruflicher Erfolg, sozialer Status, Einfluss und Macht oder Schönheit und Sexappeal dem Leben zwar viel Annehmlichkeiten bereiten können – dass aber all diese Dinge keine letzte Gültigkeit, keinen letzten Wert haben und keinen letzten Sinn geben. Denn was nützt z.B. all das Geld, wenn Menschen anfangen, gierig zu werden und charakterlich zu verarmen. Was nützt alle Schönheit, wenn das Äußere zur Fassade wird und der eigentliche Mensch gar nicht mehr zum Vorschein kommt. Oder was soll derjenige hoffen, der sein ganzes Leben nur auf die eigene Leistung gesetzt hat. Und plötzlich durch eine Krankheit erfahren muss, wie er nicht mehr mithalten kann, wie bedürftig er ist, wie aufeinander angewiesen wir Menschen sind.

In seinem Gleichnis fordert uns Jesus auf, die richtige Wahl zu treffen. Uns für das zu entscheiden, was dem persönlichen Lebenshaus wirklich Halt gibt.

 

(Haus wieder in die Hand nehmen)

Wie jedem seriösen und verantwortungsvollen Bauunternehmer ist Jesus daran gelegen, dass das mit unserem Lebenshaus auch wirklich etwas wird. Zutaten, Komponenten für ein festes Fundament sind z.B. ein Leben nach den 10 Geboten und im Geist der Bergpredigt, das regelmäßige Gebet, die Feier des Gottesdienstes, die Solidarität mit Kranken und Bedürftigen… letztlich ein Leben, das getragen ist von diesem Vertrauen auf Gott.

Die Stürme, von denen im Gleichnis die Rede ist, treffen jeden: Gläubige genauso wie jene, die Religion für irrational, unnötig oder nebensächlich halten. Und wahrscheinlich haben sie, wie auch ich schon, die eine oder andere stürmische Zeit hinter sich: Ob gesundheitlich, beruflich, vielleicht in ihrer Partnerschaft, in ihrer Familie, mit ihren Freunden, wo auch immer.

 

Liebe Mitchristen,

„Gott und Gold – Wie viel ist genug?“ so heißt das Motto unserer Predigtreihe. Gewendet auf unser Evangelium könnte der Satz auch heißen: „Gott und Gold – Was gibt meinem Lebenshaus wirklich Halt?“

Amen.

© B. Held, 2015

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.