Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

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Ravensburg West
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3. Fastensonntag: Gestern hatte ich noch eine Zukunft (Jugendgottesdienst)

Lesung: nach Ex 15

Damals sang Mose mit den Israeliten dem Herrn dieses Lied; sie sagten:
Ich singe dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben.
Rosse und Wagen warf er ins Meer.
Meine Stärke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Retter geworden.
Er ist mein Gott, ihn will ich preisen.
In deiner erhabenen Größe wirfst du die Gegner zu Boden.
Du lenktest in deiner Güte das Volk, das du erlöst hast,du führtest sie machtvoll zu deiner heiligen Wohnung.
Du brachtest sie hin und pflanztest sie ein auf dem Berg deines Erbes.
Der Herr ist König für immer und ewig.
Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm die Pauke in die Hand und alle Frauen zogen mit Paukenschlag und Tanz hinter ihr her.

 

Evangelium: Mt 25, 31-40

Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken.
Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.
Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.
Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben?
Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben?
Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

 

Predigt

Liebe Jugendliche, liebe Gemeinde,

wir leben alle in einer Welt. Und doch trennen uns manchmal Welten. Wir haben es gerade in diesem Anspiel gesehen: Hier die Wohlstandssorgen, dort ganz existentielle Nöte.

Ein krasser Gegensatz, wie ich finde. Ein Gegensatz, der mich manchmal richtig betroffen macht, mir keine Ruhe lässt. Gerade als Christ frage ich mich dann immer wieder: Oh Gott, wie kann das sein? Wie kann es nur dazu kommen? Hier dieser Ãœberfluss, dort der nackte Kampf ums Ãœberleben.  Deshalb stimmt uns das Motto in diesem Gottesdienst auch etwas nachdenklich: „Gestern hatte ich noch eine Zukunft!“

Zukunft – das ist etwas, was sich doch alle rund um den Globus wünschen. Was aber, wenn diese Zukunft nur ein Traum bleibt? Sich satt essen, eine Schule besuchen, einen Ausbildungs- oder Studienplatz bekommen, einen Arbeitsplatz finden – wenn das alles nur ein Traum bleibt? Freundschaften pflegen, sich verlieben, von einer Familie träumen – wenn das alles nicht möglich ist? Unerreichbar, weil Krieg und Terror, weil Chaos, Armut oder Krankheit alle Träume zer-schlagen?

Im heutigen Evangelium spricht Jesus ganz entscheidende Worte, wenn es darum geht, Zukunft möglich zu machen. In diesem kurzen Bibelabschnitt sind viele Basics unseres Glaubens enthalten. Eine davon: „Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“.

Auf gut deutsch: Auch im Obdachlosen, im Alkoholiker auf der Parkbank, im Drogenabhängigen,  im Gefange-nen oder eben in Flüchtlingen ist dieser, unser Gott zu finden. In diesem Wort Jesu steckt gleich zweimal Hoffnung und Zukunft drin:

Einmal Hoffnung und Zukunft für alle, die „unten“ sind: Denen es schlecht geht, bei denen es nicht so läuft wie sie hoffen oder die zum Außenseiter oder Buhmann geworden sind. Sie dürfen sich von Jesus mit diesem Wort zusagen lassen: Du bist nicht weniger als die anderen. Auch du bist mir wichtig, auch du hast ein Recht auf Würde und Glücklichsein. Du gehörst zu mir. Ich bin mit dir, gehe dir nicht von der Seite.

Und andererseits bringt dieses Wort Hoffnung und Zukunft, wenn Menschen für sich persönlich daraus Konsequenzen ziehen und tätig werden. Ich habe das selber erlebt, als ich im Januar mit einer Klasse die Vesperkirche in RV besucht habe: Ehrenamtliche haben 3 Wochen lang Obdachlose und Bedürftige eine warme Mahlzeit, einen Raum zum Aufwärmen, ein offenes Ohr, ein bisschen Gesellschaft usw. geschenkt. Mich – und auch meine Schüler -  hat beeindruckt, wie Menschen anderen Menschen durch ein wenig Liebe und Mitgefühl neuen Lebensmut, neue Zukunft geben konnten.

Liebe Jugendliche, liebe Gemeinde,

wenn wir so auch den Flüchtlingen begegnen, die bei uns in Deutschland an die Tür  klopfen, dann heißt der Satz vielleicht nicht mehr „Gestern hatte ich noch eine Zukunft“. Sondern, und das für alle zusammen: „Morgen haben wir eine gemeinsame Zukunft“.

© B. Held, 2015

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.