Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
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Osternacht

Schriftlesungen:

1. Lesung: Gen 1, 1.26-31a

2. Lesung: Ex 15, 18 – 21

3. Lesung: Ez 36, 23b - 28

Epistel: Röm 6, 3 – 11

Evangelium: Mt 28, 1 - 10

 

Predigt:

Menschliches – allzu Menschliches – die Predigtreihe kommt jetzt mit dem Osterfest zu ihrem Abschluss.

An fünf Fastensonntagen haben wir uns immer wieder Gedanken gemacht zu diesen Begriffen, die früher mit dem Etikett „Todsünde“ versehen waren.

Heute nun dürfen wir ahnen, dass alle diese Fesseln für Menschen, dass alle diese Widrigkeiten, die das Leben der Menschen bitter machen, aufgehoben sind  in der Befreiungstat Gottes.

Wir haben hier in der Kirche diese Fesseln als Mauer zwischen den Menschen und dem Göttlichen dargestellt. Mit vielen Verhaltensweisen stehen wir uns selbst und der Begegnung mit dem Göttlichen im Weg.

Diese menschlichen – allzu menschlichen Gegebenheiten des Lebens haben wir in der Predigtreihe entlarvt als die Bedingungen, die Menschen unfrei machen und versklaven. Wer das erkannt hat, kann dann aber ganz anders  mit der eigenen Lebenswirklichkeit umgehen.

Wir haben versucht, den Hochmut zu entlarven, der Menschen letztlich den Weg zur eigenen Menschwerdung verstellt.

Wir sind dem Zorn auf der Spur gewesen, der menschliches Leben dunkel macht.

Wir sind mit der Wollust, der Geilheit konfrontiert worden, die letztlich Menschen knechtet und in falsche Abhängigkeiten stürzt.

Ausschweifung und Maßlosigkeit hat uns gezeigt, wie weit weg das vom erfüllten Leben führt.

Und schließlich haben uns die Habgier und der Geiz ihre Fratze gezeigt, wenn es darum geht, dass alle Menschen auf unserem Planeten eine gute Zukunft haben sollen.

Gestern waren Gedanken in der Passion zu hören, die vor dem Tod im Leben gewarnt haben.

Heute haben wir biblische Befreiungstexte gehört.

Das Erste und das Zweite Testament verkünden, dass Gott die Menschen aus allen lebensfeindlichen Verstrickungen befreien will, wenn die Menschen sich darauf einlassen.

Im Buch Genesis war es die Zufriedenheit des Schöpfers, der zu sich selbst gesagt hat: alles was ich gemacht habe ist gut, vor allem aber die Menschen!

Im Buch Exodus wird berichtet, wie das Volk Israel aus der Versklavung in Ägypten durch seinen Gott befreit wird und dann in Jubel ausbricht, als endgültig klar wird, dass der König von Ägypten keine Chance mehr hat, sie zurück zu holen.

Im Buch Ezechiel hat der Prophet die Vision, dass Gott sogar die Herzen der Menschen verändern kann, wenn man ihn lässt.

Und Paulus ermutigt die Christinnen und Christen der ersten Stunde, dass sie ja durch ihre Taufe bereits neu geboren worden sind und frei sind von allen Verstrickungen in das Böse.

Im Mt-Evangelium sind wir sogar Zeugen der Auferstehung selbst geworden.

Da wird beschrieben, wie ein Engel des Herrn vom Himmel kommt, ans Grab tritt, den Stein weg wälzt und sich darauf setzt. Die Wachen fallen wie tot zu Boden. Und den Frauen, die das alles miterleben, sagt der Engel die Botschaft, dass Jesus von den Toten auferstanden sei.

Die Frauen drehen sofort um und fliehen aus dem Grab, voller Furcht und Freude, weil sie diese unfassbare Botschaft den Jüngern erzählen wollen. Und dann begegnet diesen Frauen, die so außer sich sind, Jesus. Sie umfassen seine Füße, weil er kein Geist ist, sondern wirklich der Auferstandene, den man auch noch anfassen kann.

Und auch er nimmt ihnen jede Furcht und sagt, dass er sich in Galiläa den Jüngern zeigen wird.

Jetzt ist die Verheißung ausgesprochen – Jesus wird sich als der Auferstandene zeigen!

Damit ist diese Lebenshoffnung wieder da, die die Menschen mit Jesus verknüpft haben.

Wo ER ist, da ist das Leben und die Liebe, -  eben  die Ahnung von diesem Reich Gottes, das er verkündet und verkörpert hat.

Alles was so menschenverachtend ist in dieser damaligen Gesellschaft, der Macht- und Religionsmissbrauch, der Hass und die Wut auf alles was anders ist, Hochmut, Neid und Eifersucht, verlieren in seiner Nähe ihre bedrohliche Kraft.

Deswegen sind die Frauen, die Apostel und alle Jüngerinnen und Jünger der ersten Stunde so überwältigt von der Erfahrung, dass genau dieser Jesus nicht einmal durch den Tod besiegt werden kann.

Seine Ideen, seine Ankündigung, dass das Reich Gottes schon mitten unter den Menschen angebrochen ist, sein Leben, in dem er seinen Freundinnen und Freunden gezeigt hat, dass die Kraft der Liebe tatsächlich diese Welt verändern kann, sprühen vor lebendiger Energie.

Diese lebendige Energie nennen wir auch Geist Gottes oder Heiligen Geist.

Von diesem Geist sind in der Geschichte des Christentums unzählige Menschen angesteckt worden. Sie alle haben bemerkt, dass wenn sie sich auf diesen Geist einlassen, dass sie dann das Leben in Fülle schmecken dürfen.

Was für diese ersten Christen gegolten hat, das gilt auch für uns heute. Wir dürfen uns von diesem Heiligen Geist immer noch zum Leben in Fülle befreien lassen.

Die Beschäftigung mit den sog. „Totsünden“ hat mir gezeigt, dass es viele mächtige Versuchungen im Leben eines Menschen gibt.

Diese sog. „Totsünden“ führen die Menschen weg von ihrer eigenen Bestimmung, nämlich dass sie das Leben in Fülle haben sollen.

Mir sind die Wertigkeiten deutlich geworden, die zu einem Leben in Fülle hinführen. Alles hochmütige  Raffen und Gieren, jegliche Form von Hass, Neid und Eifersucht und Maßlosigkeit führen letztlich nicht zum Leben. Sie sind eher eine Form von Tod mitten im Leben. Wir Menschen müssen nicht mit allen Wassern gewaschen sein, wie das manchmal behauptet wird.

Da ist mir die Botschaft von Ostern schon sehr nahe: da geht es um Auferstehung zum Leben.

Wir werden gleich nachher Emanuel Lang taufen. Den Emanuel kennen sie bereits, falls Sie an Heilig Abend hier um 17.00 Uhr im Weihnachtgottesdienst da waren. Da war er nämlich das neugeborene Jesuskind.

Jetzt soll er durch die Taufe hinein genommen werden in diese Gemeinschaft derer, die sich an Jesus und seinen Ideen orientieren.

Als Mensch wächst er unter Menschen auf, die immer wieder in die Klauen dieser mächtigen Versuchungen geraten, die wir hier entlarvt haben.

Von ihm soll später nicht gesagt werden, dass er mit allen Wassern gewaschen sei. Es reicht, wenn er durch das Wasser der Taufe befähigt worden ist zu einem Leben in Fülle. Und das wünsche ich ihm.

Wir haben die Mauer niedergerissen durch unsere Erkenntnis, dass Gott unser Leben mit uns lebt, wenn wir ihn in unser Leben einlassen. Und dann kann auch immer mal wieder dieses Reich Gottes mitten unter uns anbrechen.

Ich wünsche uns allen, und ganz besonders dem kleinen Emanuel, dass er dieses Klima des Evangeliums finden wird.

So gelingt dann ein Leben in Fülle.

Amen.

© R. Hübschle 2014


Hier finden Sie die Predigt im pdf-Format.