Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

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Ostern

Lesung: Kol 3, 1-4

Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.
Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!
Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.
Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.

 

Evangelium: Joh 20, 1-18

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab.
Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.
Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.
Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.
Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.
Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.
Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

 

Predigt:

Liebe Mitchristen,

was wir gestern in der Osternacht angefangen haben, das machen wir heute Morgen/Abend weiter: Wir Christen feiern das größte Fest unseres Glaubens. Wir feiern die Auferstehung Jesu von den Toten.

So selbstverständlich wir auch von Auferstehung in der Bibel lesen, in Liedern singen oder in Gebeten davon sprechen - nicht wenige fragen sich heute: Was feiern wir denn da eigentlich genau? Und man könnte sich als Kirche fragen: Wie viele Menschen bei uns hier in Deutschland feiern Ostern, wie es ursprünglichen, im christlichen Sinne gemeint ist?

Wenn sie in der letzten Woche noch ihre Einkäufe für Ostern gemacht haben, dann ist ihnen sicherlich aufgefallen, dass man in Supermärkten geradezu überschwemmt wird mit Schokolade, mit Oster-hasen und –eiern. Überall sieht man grün-gelbe, frühlingshafte Ladendekoration. Auch das Warensortiment hat eine besondere Note, wenn Tischläufer, Geschirrservice, Dekofiguren usw. alle diesen frischen, freundlichen Farbton haben. Im Fernsehen, da laufen über Ostern auf allen Kanälen irgendwelche Blockbuster, meistens unterbrochen von langen Werbeblöcken. In Illustrierten haben alle Leute diese farbig-luftigen Kleider an, und kein Heft kommt ohne Diät- und Wellnessratgeber aus. Und aus dem Internet ist es möglich, Apps herunterzuladen, mit denen man digital Osterhasen und –eier suchen kann.

Nicht das ich das schlecht finde, liebe Gemeinde. Ganz im Gegenteil. Auch ich freue mich über ein schön dekoriertes Geschäft. Und an Ostern darf natürlich auch nicht die Schokolade fehlen. Nur frage ich mich immer wieder: Was erzählen uns all diese Dinge über die christliche Osterbotschaft? Wo kommt denn da die Geschichte mit Jesus vor? Ich für meinen Teil muss da erst einmal ziemlich lange suchen und nachdenken. Sicher, beim Bäcker, da gibt es vor Ostern Osterlämmer zu kaufen. Und das Frühlingshafte überall hat natürlich auch mit Leben zu tun. Aber trifft das den Kern von Ostern?

Vielleicht liegt es daran, dass man in den Medien weltanschaulich neutral bleiben möchte. Dass man wie in der Advents- und Weihnachtszeit vom Weihnachtsmann lieber an Ostern vom Osterhasen spricht als vom christlichen Osterfest. Vielleicht ist ein weiterer Grund der, dass laut neueren Umfragen nur ein gutes Drittel der Deutschen etwas anfangen kann mit der Vorstellung von einer „Auferstehung von den Toten“. Ganz bestimmt, so glaube ich aber, liegt es auch daran, dass so was wie die Auferstehung Jesu zunächst einmal jede normale menschliche Alltagserfahrung übersteigt. Was da geschieht, wie das vor sich geht, welche konkrete Vorstellung man sich davon machen soll, das ist z.B. im Vergleich zu Weihnachten, wo ein Kind zur Welt kommt, viel schwerer zu beschreiben. Ja, es können einem da auch ganz einfach die Worte fehlen. Mir ist es neulich so ergangen, als ich mit Firmanden ins Gespräch gekommen bin. Da wurde ich gefragt, ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube und wie ich mir das vorstelle. Ich fand die Frage richtig gut. Und trotzdem habe ich nicht gleich geantwortet. Ich musste erst einmal selber ein wenig nachdenken, nach eigenen Worten suchen, damit ich über „Auferstehung“, über dieses neue Leben, über diese neue Wirklichkeit mit dem Jugendlichen ins Gespräch kommen konnte.

Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,

wenn wir heute die frohe Botschaft hören, dann fällt auf, dass auch unser Evangelist Johannes sich nur langsam, Schritt für Schritt zu diesem Geheimnis der Auferstehung vortastet. Dass es ihm so ergeht wie der Hauptrolle in seinem Osterbericht, wie Maria Magdalena. Für diese Frau beginnt Ostern erst einmal mit einem Schock: Das Grab ist offen, und vielleicht hat jemand den Leichnam Jesu entführt. Hastig und unruhig geht es weiter: Sie rennt zu Petrus und dem Jünger, der Jesus besonders am Herzen liegt, und wieder geht es auf zum Grab. Petrus und der Jünger wagen einen Blick in die Grabeshöhle - und finden die Leinenbinden und das Schweißtuch. 2 Indizien, die gegen den Leichenraub sprechen. Sie sehen, und zumindest einer, so das Evangelium ausdrücklich, glaubt: da ist etwas Außergewöhnliches passiert, die Sache mit Jesus ist nicht aus. Dann ziehen sie ab.

Und Maria? Sie steht weiter da, ist wie durch den Wind und weint – vor dem Grab und auch dann, als sie einen Blick hinein wagt. Doch dann, inmitten von Trauer und Verzweiflung, da kommt ihre große Stunde: Ein Mann, den sie zunächst für den Gärtner hält, spricht sie an – mit Namen, ganz persönlich, wahrscheinlich auf eine Art wie nur Jesus es kann. Da dämmert es Maria, da bricht sich in ihr eine Gewissheit Bahn, die alle Angst und Trauer wie wegwischt. Und sie aus ihrem Innersten bekennen lässt: Rabbuni, also: „Mein Meister“. Jetzt ist die, die am Anfang so erschrocken, so zweifelnd , so besorgt, so traurig, so hin- und hergerissen gewesen ist - jetzt ist es ausgerechnet diese Frau, die als erstes den Auferstandenen erfahren darf.

 

Liebe Gemeinde,

für mich zählt diese Ostergeschichte zu einer der berührendsten der Bibel. Auch deshalb, weil Maria, weil Menschen vor 2000 Jahren genauso gestottert haben dürften wie Menschen von heute, wenn man sie gefragt hätte: „Glaubst du an Auferstehung? Kannst du mir sagen, was du dir darunter vorstellst!“ Es ist also keine Schande, wenn wir beim Thema „Auferstehung“ erst einmal in Verlegenheit kommen. Sprachlos sind, nichts recht zu sagen wissen.

Ich habe heute deshalb diesen Stein mitgebracht. Er passt nicht nur ganz gut zu dieser Mauer (hier) in Dreifaltigkeit, die im Laufe unserer Fastenpredigt-reihe über die 7 Todsünden entstanden ist. Er kann uns auch helfen, das Geheimnis von Ostern zu begreifen.  

Zwar ist so ein Stein nicht gerade das erste, an das man denkt, wenn‘s um Auferstehung, um Leben geht: Hart, kalt, kantig, schwer. Doch heute an Ostern sieht das anders an: Der Stein, der einmal das Grab Jesu verschlossen hat, ist weggerollt. Und eben dieser weggerollte Grabstein, (der Maria am Anfang Angst gemacht hat), wird plötzlich zum Grundstein der Hoffnung, dass Gott diesen Jesus nicht im Tode lässt. Aus diesem Grabstein wird an Ostern das feste Fundament für die Überzeugung: Was auch im Leben an Schwerem kommt – einen lieben Menschen verlieren, für seine Sorgen keine Lösung sehen, an einer Krankheit schwer tragen, von Mitmenschen ausgenutzt und enttäuscht zu werden usw: Mit diesem Jesus stellt sich Gott an unsere Seite. Mit diesem Jesus spricht er sein ganz großes JA zum Leben, sein ganz großes JA zu uns. Und - dieser Stein kann auch zum Stolperstein für all die werden, die Jesus spätestens bei seiner Kreuzigung abgeschrieben haben. Oder für jene heute, in deren Weltbild dieser Gott überhaupt nicht mehr vorkommt, dem sie einfach nichts zu- trauen.

Liebe Mitchristen,

an Ostern feiern Christen, um im Bild zu bleiben, den Durchbruch des Lebens durch die Mauer des Tods und der Lieblosigkeit. (Hier in Dreifaltigkeit ist das in dieser Installation wunderbar zu sehen). Der Blick ist frei geworden auf die Mitte unsers Glaubens, auf Christus, den Auferstandenen. In diesem Sinne wünsche ich ihnen ein frohes und schönes Osterfest! Amen.

© B. Held, 2014

 

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.