Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
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5. Fastensonntag: Avaritia

Lesung: Ez 37, 12b-14

So spricht Gott, der Herr: Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zurück in das Land Israel.
Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.
Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig, und ich bringe euch wieder in euer Land. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich habe gesprochen, und ich führe es aus - Spruch des Herrn.

 

Evangelium: Lk 16, 19-31

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte.
Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war.
Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.
In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß.
Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden.
Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.
Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters!
Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.
Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.
Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.
Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

 

Predigt

Martin Spöttle hat uns dieses Jahr ein ganz eigenes „Hungertuch“ geschaffen. Es ist eine Mauer, die den Blick der Gemeinde auf das Wesentliche versperrt.

Im heutigen Evangelium sprach Jesus von einem reichen Mann, der in unvorstellbarem Luxus lebte. Der erkannte nicht, was in seinem Leben wichtig gewesen wäre. Es scheint, als wäre in seiner Wahrnehmung eine riesige Mauer vorhanden – wie hier vorne in unserer Kirche zu sehen ist.

Er kann nicht wahrnehmen, dass Menschen direkt vor seiner Tür seine Hilfe gebraucht hätten. Geiz und Habgier, das ist heute das Thema der diesjährigen Predigtreihe in der Fastenzeit, verunmöglichte ihm einen Blick über seine Mauer. Der Inhalt unseres Evangeliums zeigt, der Mann hat auf das falsche Pferd gesetzt. Statt zu teilen setzte er auf die Vermehrung seines Besitzes, auf Geiz und Habgier.

 

Stimmt das Bild, das Jesus in seinem Gleichnis zeichnet, auch heute noch?

Wenn man die Nachrichten in den letzten Wochen verfolgt hat, könnte man meinen, Jesus hätte dieses Gleichnis heute zu uns gesprochen. Menschen wie Uli Hoeneß oder Tebartz van Elst sind offensichtlich vor Habgier in sich so eingemauert gewesen, dass sie Wesentliches nicht mehr wahrgenommen haben. Für uns ist das ein Hinweis, dass wir uns immer sensibilisieren müssen, um die Not von Menschen vor unserer Haustür oder in Uganda, Bangladesch oder wo auch immer wahrzunehmen.

Die Künstlerin des Hungertuches, das Sie vorne sehen können bzw. in Ihren Händen halten, stammt aus Slowenien und wohnt in Bolivien.

Auf dem Hungertuch links unten tafeln die Mächtigen, Militärs, Vertreter und Vertreterinnen eines weltweiten Wirtschaftssystems, das nicht die Bedürfnisse der Menschen im Blick hat, sondern die Maximierung des eigenen Gewinns. Großmäulig und hochmütig übersehen sie die Not der Armen. Der Versammlungstisch wird zu einer trennenden Barriere zwischen Macht und Ohnmacht. Unzählige Namenlose strecken flehend ihre Hände aus, um wenigstens das zu greifen, was eine verwöhnte Gesellschaft in den Müll wirft. Ausgegrenzt und abgespeist: Die Vielen symbolisieren den biblischen Lazarus, den Mann, die Frau, das Kind. Hunger und Entbehrung auf der einen, Überfluss und Verschwendung auf der anderen Seite: Diese Gleichzeitigkeit spaltet die Gesellschaft.

Auf dem Teilbild rechts unten lassen Kinder ihre Beine von dem Tisch baumeln, der in der linken Szene noch eine gewaltsam errichtete Barriere war. Ihre Hände umfassen gefüllte Schüsseln: Sie essen und trinken, probieren und genießen. Der Tisch ist wieder zum Tisch geworden. Niemand muss um Nahrung betteln, niemand wird abgewiesen. Ähren umspielen die Füße der Kinder und verheißen ein Leben in Fülle.

Ein gutes Essen kann nur eines sein, das es anderen nicht unmöglich macht, gut zu essen! Alle sind mit einbezogen. Sie leben die Zukunft – unsere gemeinsame Zukunft auf der Erde – im solidarischen Handeln: Teilen macht satt! Teilen reißt Mauern ein und damit wird die Verbreitung des Gottesreiches ermöglicht.

@ H. Heuschmid und der Ausschuss „Mission-Entwicklung-Frieden“

 

Hier finden Sie die Predigt im pdf-Format.