Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

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Osternacht: "Dein Reich komme"

Texte:        Gen 3, 1 – 13 (Menschwerdung)

                  Ex 15, 18 - 21 (Miriam)

                  Jes 55, 1 - 11

                  Röm 6, 3 - 11

                  Lk 24, 1 - 12

 

Predigt:

… dein Reich komme …

=> Die Texte dieser denk-würdigen Feier lassen uns einen Blick tun in dieses unermessliche und unbegreifliche Reich unseres Gottes.

=> Die Erschaffung der Welt findet ihren Höhepunkt mit der Erschaffung der Menschen. Die Menschen sind die einzigen Wesen in dieser Schöpfung – so wie es die Bibel darstellt -, die überhaupt in der Lage sind, Entscheidungen zu fällen. Sie leben zwar im Paradies, aber sie leben da wie die Tiere. Erst in dem Moment, wo sie sich entscheiden, von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von gut und böse zu essen, werden sie wirklich zu Menschen. Jetzt erst hat Gott wirklich Partner für seine Schöpfung. Seine ganze Schöpfung mit allem drum und dran, das ist sein Reich!

=> In der Exodusgeschichte sind wir der Prophetin Mirjam begegnet, die sich unbändig freut über die Rettung ihres Volkes vor den Ägyptern. Das sei ganz die Tag Jahwes gewesen, der so sein Reich heraufführt, das jubelt Mirjam.

=> Jesaja lässt Gott als Marktschreier auftreten, der sein Angebot für alle Durstigen und Hungrigen bereit hält. Allen verheißt er ein Leben in Fülle. Sie müssen dieses Angebot nur annehmen. Und alle sind gehalten durch Gott – auch in den schwierigsten Situationen. Sie müssen nur auf ihn vertrauen.

=> Und Paulus lässt uns mit dem Abschnitt aus dem Römerbrief aufatmen. Durch die Taufe, so sagt er, sind alle frei geworden zum Leben in Fülle. Der alte Mensch ist in der Taufe ertränkt worden. Der neue Mensch ist neu geboren worden aus Wasser und Heiligem Geist. Das ist die Verheißung, die für alle Getauften bis zum heutigen Tag gilt. Damit ist das Reich Gottes schon mitten unter uns angebrochen.

=> Die Ostergeschichte in der Version des Lk ist dann der Gipfel. Lk - und natürlich auch die anderen Evangelisten – verkünden den Gekreuzigten als den, der lebt. Wer kann das verstehen?

=> Petrus ist verwundert über das was geschehen ist. Er geht nach Hause und kann es nicht fassen. Weibergeschwätz – und doch eine unfassbare Wendung in der Geschichte des Jesus von Nazareth. Was soll Petrus davon halten? Wie wird das weitergehen?

=> Aus dieser Erfahrung entwickelt sich Kirche. Bis zum heutigen Tag ist die Botschaft faszinierend, dass Gott mitten unter uns am Werk ist und seine Schöpfung nicht allein lässt.

=> Unser Weltbild hat sich seit den Jahren der  Bibel immer wieder grundlegend geändert. Heutige Menschen wissen um die Unermesslichkeit des Universums mit diesen Millionen Galaxien. Der Planet Erde mit seinen Menschlein ist eine absolute Randerscheinung.

=> Wie können wir uns einbilden, dass wir für Gott wirklich wichtig sind?

=> Sie merken, liebe Mitchristen, jetzt kommen wir in sehr vage Überlegungen. Gleichzeitig merken wir aber auch, dass da eine Grenze überschritten wird. Warum sollen wir Gott nicht wichtig sein?

=> Wer oder was ist „Gott“? Wenn wir uns aus dem Denken der Bibel und der Antike dieser Frage nähern, dann ist die Antwort ganz einfach. Er ist der Schöpfer des ganzen Universums.

=> Wenn wir uns aus der heutigen Sicht dieser Frage nähern, dann kommen wir zu einer ähnlichen Aussage. Gott ist der Schöpfer des Universums und er ist Mensch geworden in Jesus aus Nazareth.

=> Damit wird Gott mitten im Leben der Menschen verortet. Und Jesus selber sagt, dass mit ihm bereits das Reich Gottes unter den Menschen gegenwärtig ist.

=> Gott ist Herr der ganzen Schöpfung und er lebt mitten in seiner Schöpfung!

=> Mit dieser Feststellung können wir Gott in ganz vielen Bereichen des alltäglichen Lebens entdecken.

=> Das Reich Gottes ist in dieser Sichtweise der Makro-Kosmos mit seinen unermesslichen Weiten, den Galaxien und Sternenhaufen, den Schwarzen Löchern und den Sonnensystemen;

=> und das Reich Gottes ist auch im Miko-Kosmos der Atommodelle, Moleküle und Energieteilchen.

=> Das Reich Gottes ist das Reich der Liebe, der Ordnung und der Weisheit, aber auch oft diese unbegreifliche Gleichgültigkeit und Grausamkeit, die Menschen in so tiefe Zweifel stürzen.

=> Wenn Menschen also beten … dein Reich komme … dann ist das gleichzeitig das Bekenntnis zu diesem unfassbaren und unbegreiflichen Gott, der uns in Jesus von Nazareth so nah gekommen ist, dass wir Glaubende aus dieser Begegnung einen tiefen Impuls erhalten haben für unser ganzes Leben.

=> Dieser Impuls beseelt Menschen, ihr Leben am Leben Jesu auszurichten. Sie merken dabei, dass so das Leben Halt und Sinn bekommt, auch wenn sie sich in diesem Universum so verloren vorkommen müssen.

=> … dein Reich komme …ist die Sicherheit, dass Gott gerade uns, den Menschen, ein Leben in Fülle schenken will.

=> Die Einladung ist großartig und die „Auferstehung im Tod“ ist eine wunderbare Verheißung! Amen.

© R. Hübschle 2013

 

Diese Predigt finden Sie hier als pdf.