Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
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1. Advent
Lesung: 1 Thess 3, 12 – 4, 2
Euch aber lasse der Herr wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, damit eure Herzen gestärkt werden und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, bei der Ankunft Jesu, unseres Herrn, mit allen seinen Heiligen. Amen.
Im Übrigen, Brüder und Schwestern, bitten und ermahnen wir euch im Namen Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so; werdet darin noch vollkommener! Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu, des Herrn, gegeben haben.
Evangelium: Mk 10, 42 – 45
Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. 
Predigt
Advent – Beginn des neuen Kirchenjahres.
In diesem Advent und an Weihnachten möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf die „Knospen der Hoffnung in einer kalten Welt“ richten.
=> Wir können dabei exemplarisch nur einige Menschengruppen in den Blick nehmen, die solche Knospen der Hoffnung in unserer Welt sind.
=> Es ist das bürgerschaftliche Engagement von Menschen, die sich in ihrer Freizeit unentgeltlich einsetzen für eine bessere Welt oder für ein gelingendes Zusammenleben in unserer Gesellschaft.
Bürgerschaftliches Engagement wird oft auch als Ehrenamt bezeichnet.
=> Die Statistik für Deutschland zeigt, dass gut ein Drittel bis fast die Hälfte aller Menschen in Deutschland, sich auf irgendeine Art und Weise ehrenamtlich in das Gemeinwesen einbringen.
=> Wenn dann auch noch die vielen verschieden Bereiche in den Blick kommen, dann wird schnell klar, dass unsere Gesellschaft wesentlich von diesem ehrenamtlichen Engagement vieler Menschen lebt.
=> Sport, Kultur, soziales Miteinander, Pflege, Begegnungen und Hilfestellungen in so vielen Bereichen passiert natürlich auch durch Ehrenamtliche, die sich in den Kirchen engagieren.
=> Unser Evangelist Markus lässt Jesus in seinem Evangelium sagen:
… wer bei euch groß sein will, soll euer Diener sein …
=> Ich habe gemerkt, wie groß die Menschen sind in dieser jesuanischen Sichtweise, die ganz selbstverständlich ihren Einsatz bringen.
Sie wollen nicht herrschen. Sie tun einfach ihren Dienst. Und sie dienen damit der ganzen Gesellschaft!
=> Exemplarisch werde ich Ihnen heute den Dienst der Frauen und Männer bei der freiwilligen Feuerwehr vorstellen.
=> Ich habe selber da keinen richtigen Einblick. Deswegen habe ich mich unterhalten mit einem, der 40 Jahre bei der freiwilligen Feuerwehr war.
Das war eine spannende Begegnung mit ihm und seiner Frau!
=> Warum macht jemand diesen anspruchsvollen und manchmal auch gefährlichen Dienst bei der freiwilligen Feuerwehr?
=> Die wichtigste Motivation für meinen Gesprächspartner war, Menschen in Not zu helfen, auch manchmal unter Einsatz des eigenen Lebens.
=> Mit 16 Jahren hat er schon für die Feuerwehr gebrannt – wie er sagt -, aber zu der Zeit durfte er erst mit 18 Jahren dazu gehen. Es hat damals noch keine Jugendfeuerwehr gegeben.
=> Heute engagieren sich in Deutschland ca. 100.000 Kinder und Jugendliche schon in der Jugendfeuerwehr. Die Kinder und Jugendlichen lernen auf diese Art schon sehr früh was es heißt, für Andere da zu sein.
=> Es ist eine Schule fürs Leben, weil sie lernen, dass gesellschaftliches Engagement sehr erfüllend sein kann und vor allem auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bedeutet.
=> Mit 18 Jahren dürfen sie dann die Ausbildung machen, die sehr vielseitig ist und Durchhaltevermögen erfordert.
=> Dabei werden sowohl theoretische als auch praktische Aspekte der Arbeit der freiwilligen Feuerwehr vermittelt.
=> Es geht um Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung, Erste Hilfe und spezielle Schulungen für die verschiedenen Einsatzszenarien und es braucht körperliche Fitness.
=> Nach der Ausbildung werden auch diese jungen Leute zu den Einsätzen alarmiert.
=> Neben allen diesen wichtigen Aspekten für den Ernstfall, ist die Kameradschaft und Gemeinschaft unter den Frauen und Männern die entscheidende Voraussetzung für ihren Dienst.
=> Alle Mitglieder in der freiwilligen Feuerwehr sind im Einsatz darauf angewiesen, dass sie sich aufeinander verlassen können – ohne Fragen – ohne Zögern!
=> Wenn ein Alarm ausgelöst wird, müssen die Mitglieder der jeweiligen Abteilung sofort alles stehen und liegen lassen und zum Feuerwehrhaus eilen. Das kann mitten in der Nacht sein oder am Arbeitsplatz oder in der Freizeit.
=> D.h. im Hintergrund jedes Mitgliedes der freiwilligen Feuerwehr steht auch noch ein Netzwerk von Menschen, die diesen außerordentlich verantwortungsvollen Dienst mittragen.
=> Das sind vor allem die Familien und an nächster Stelle auch die Arbeitgeber, sofern sie nicht selbständig sind.
=> Die Familien bleiben bei so einem plötzlichen Einsatz zurück mit der bangen Ungewissheit, ob der Vater oder die Mutter auch wieder gesund zurückkommen wird.
=> Vor vierzig Jahren hat es noch keine Mobiltelefone gegeben. Da hat die Ungewissheit so lange gedauert, bis die Person im Einsatz zurück war oder über ein Telefon hat Bescheid geben können.
=> Die Frauen und Männer, die sich bei der freiwilligen Feuerwehr engagieren leisten einen gewichtigen Beitrag zur Sicherheit und für den sozialen Frieden bei den Menschen in unserem Land.
=> Sie helfen nicht nur bei der Brandbekämpfung, sondern sind auch im Einsatz bei Verkehrsunfällen oder Naturkatastrophen.
=> Ca. 1,3 Mio Frauen und Männer engagieren sich in Deutschland bei der Freiwilligen Feuerwehr!
Erinnern Sie sich noch an die Lesung? Da ermutigt Paulus die Christinnen und Christen in Thessaloniki:
… Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen … 1 Thess 3, 12
=> Wahrscheinlich wissen die Frauen und Männer bei der freiwilligen Feuerwehr gar nicht, dass sie da ganz im Sinne der Botschaft Jesu unterwegs sind.
=> Sie erbringen da eine gewaltige Leistung für unsere Gesellschaft.
=> Leider wird dieses Engagement seit geraumer Zeit getrübt durch das abstoßende Verhalten von Schaulustigen und Unbeteiligten, die auch Helferinnen und Helfer behindern und sogar bedrohen.
=> So wird dieses Engagement von so vielen Ehrenamtlichen, zusätzlich zum gefährlichen Einsatz, unnötig und abscheulich.
… Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen … 1 Thess 3, 12
=> In diesem ehrenamtlichen Engagement der freiwilligen Feuerwehr und der anderen Rettungsdienste zeigt sich diese Liebe zu anderen, ohne dass es da für die Helferinnen und Helfer einen direkten Nutzen hätte, außer, dass sie die Dankbarkeit spüren dürfen, die von denen ausgeht, die die Hilfe erfahren und für sich selbst merken, dass sie etwas sehr Sinnvolles tun.
=> Bei Jesus haben wir gehört:
„… wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“
=> Die Frauen und Männer bei der Freiwilligen Feuerwehr und bei den anderen Rettungsdiensten leisten einen unverzichtbaren Dienst für unser Gemeinwohl.
=> Sie setzen sich ein und aus, weil sie merken, dass dadurch diese Welt etwas wärmer wird. Praktizierte Nächstenliebe ohne viel Aufhebens!
=> Egoismus, Eigensinn, Besserwisserei, sadistische Gewaltphantasien, nationalistische und rassistische Ideologien haben hier keinen Platz.
… Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen … 1 Thess 3, 12
=> Diese Idee von Paulus trägt gerade bei den vielen Ehrenamtlichen in diesem Sektor der Hilfsdienste reiche Frucht.
=> Und bekanntlich zeigt sich ja im Tun, aus welchem Geist die Menschen handeln.
=> Mich beeindruckt dieses Engagement der Frauen und Männer bei der Freiwilligen Feuerwehr!
=> Da zeigen sich für mich diese Knospen der Hoffnung in unserer oft so gefühlskalten Welt.
=> Ich freue mich, dass wir in unserer Seelsorgeeinheit so viele Frauen und Männer haben, die sich ganz selbstverständlich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren, ohne darüber viele Worte zu verlieren.
Ihnen allen danke ich von Herzen für ihren Einsatz!
=> Sie alle tragen dazu bei, dass wir hier in Sicherheit leben können.
=> Und übrigens: durch diese gelebte Praxis des Einsatzes für andere, leuchtet die Botschaft Jesu an vielen Orten auf im liebvollen Miteinander.
=> Da zeigen sich auch schon die ersten Blüten der Hoffnung für unsere Gesellschaft
So können wir zuversichtlich in den Advent gehen und uns auf Weihnachten vorbereiten.
Amen.
© R. Hübschle 2024
HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.