Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

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Ravensburg West
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1. Advent

Lesung: Genesis 9, 8 - 17

Dann sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren:
Ich bin es. Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind, mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.
Ich richte meinen Bund mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerottet werden; nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben.
Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.
Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt. Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde.
Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde aufgerichtet habe.

 

Evangelium: Mk 4, 26-29

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.
Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre.
Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.

 

Predigt

… Wo der Himmel blüht …

Ist der Regenbogen eine Blüte des Himmels? Fast könnte man es meinen, wenn man sich diese Geschichte der Arche Noah anhört. Die größte Not durch die Flut ist beendet. Menschen und Tier haben wieder Boden unter den Füßen!

Die Schöpfung ist durch die Flut „runderneuert“ worden. Ein Neuanfang ist gemacht. Gott scheint zufrieden zu sein!

Der Schreiber dieser Urgeschichte von der Sintflut hat keine Skrupel, die Flut als die Tat Gottes zu schildern.

Diesem Gott sind anscheinend die Menschen mit ihrer Ignoranz für das menschliche Zusammenleben auf den Geist gegangen.

Erbarmungslos wird die Menschheit in dieser Geschichte vernichtet. Überleben tun nur Noah und die Seinen in der Arche und die Tiere, die damit gerettet worden sind. …

Glauben Sie das?

Aus der Archäologie und der Geschichte der Kulturen wissen wir, dass solche Flutgeschichten in sehr vielen Kulturen vorkommen, weltweit.  

Immer wird damit ein Neuanfang in der Schöpfung markiert, weil einige Individuen bei Menschen und Tieren übrigbleiben.

Warum hat Gott nicht einfach einen Schlussstrich gezogen und alle vernichtet? Dann hätte er seine Ruhe! 

Sie merken: so kommen wir mit dieser Geschichte von der Sintflut nicht weiter.

 

Letztlich dürfen wir Menschen aber feststellen, dass Gott sich offensichtlich nicht von den Menschen abgewandt hat, was auch immer sie getrieben haben.

Außerdem steht hinter diesen Geschichten der Menschen mit Gott ein sehr einfaches Gottesbild.

Auch das Weltbild ist klar: Himmel oben, Erde unten darüber irgendwo die Wohnung Gottes. Und das Ganze kommt einem vor wie so eine Puppenstube.

Gott wird als Urheber all dessen beschrieben, was die Menschen nicht verstehen. Letztlich ist es Gott, der alles bestimmt und alles macht und alles zu verantworten hat!  â€¦

Und heute?

Viele Menschen fragen sich doch, wo denn Gott ist bei den Kriegen und Konflikten, die wir täglich an den Fernsehgeräten zu sehen bekommen.

Die Statistiker summieren für das Jahr 2023 insgesamt über 200 gewaltsame Krisen.

Das sind gewaltsame Auseinandersetzungen innerhalb eines Landes, das sind begrenzte Kriege und voll eskalierte Kriege.

Alle diese gewaltsamen Ereignisse bringen die betroffenen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und zu fliehen – ohne zu wissen wohin.

Nach Auskunft des Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen sind weltweit über 100 Millionen Menschen auf der Flucht! Die meisten davon bleiben dabei allerdings in ihren eigenen Ländern!

Die Fluchtursachen sind vielfältig. Neben der Flucht vor Krieg, Terror und Gewalt gibt es auch diejenigen, die aufgrund des Klimawandels keine Existenzgrundlage mehr haben. Es fehlt z.B. das Wasser, um Nahrungsmittel zu erzeugen.

Was ich Ihnen hier erzähle ist nicht neu.

Sie kennen alle diese Zahlen und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte.

Und wo ist da Gott? Wo bitte blüht der Himmel?

Wir werden täglich mit Informationen zum Klimawandel überschwemmt.

Die Weltklimakonferenz in Dubai sorgt zurzeit dafür, dass dieses Thema wieder ganz oben ist auf der Berichterstattung.

Auch der Papst reist nach Dubai, um seiner Sorge Ausdruck zu verleihen, dass unsere Welt in Gefahr ist, durch die Menschen unbewohnbar gemacht zu werden.

Ist das die neue Version einer Sintflut, die da auf uns zurollt? Ein Klimawandel, der die Menschen vernichten wird? Gottgewollt?

Da stehen wir unmittelbar vor dem Thema Gottesbild – und das in einer modernen Welt!

 

Wie können wir in unserer Welt an Gott glauben?

Wir haben uns für unsere diesjährige Predigtreihe im Advent das Thema „… wo der Himmel blüht“ gegeben, weil wir gerne auch mal etwas Positives in den Mittelpunkt der Wahrnehmungen stellen wollten.

Wir hören täglich so viele schreckliche Meldungen, dass manche Menschen auch aufhören, Nachrichten anzuschauen oder Zeitungen zu lesen, weil es fast nicht mehr auszuhalten ist.

Und dabei wissen wir als Christinnen und Christen, dass wir wirklich ungeheure Optimisten sind. Wir glauben an eine gute Zukunft für die Menschen, weil wir das Reich Gottes verkünden, wie das uns Jesus von Nazareth aufgetragen hat.

Er hat dieses Gleichnis erzählt, nach dem das Reich Gottes unaufhaltsam wächst - so wie eben die Saat auf dem Feld.

Wir haben uns mit unserem Thema auf die Suche gemacht, wo wir Hoffnungsfunken in unserer Welt entdecken – eben: … wo der Himmel blüht.

Die Sintflutgeschichte hat mich inspiriert, nach Hoffnungszeichen in unserer Welt zu suchen.

Und ich bin dabei auf ein einen gebürtigen Ravensburger gestoßen. Wir haben ihn hier in die Krippe als Figur hineingestellt und er ist auf unserer Adventskerze dargestellt.

Sein Name ist Prof. Dr. Maximilian Gege. Manche werden ihn vielleicht persönlich noch kennen.

Er hat vor fast 40 Jahren in Hamburg einen Verein gegründet.

Dieser Verein mit Namen B.A.U.M. e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, Umweltschutz und Nachhaltigkeit in die großen Firmen der deutschen Wirtschaft hinein zu bringen.

Mitglieder dieses Vereins sind annähernd 800 namhafte Firmen und viele anerkannte Ökopioniere der deutschen Wirtschaft, wie z.B. Alnatura, Rapunzel, Adidas und REWE.

Im Aufnahmekodex des Vereins stehen ganz am Anfang folgende Sätze, die alle Vereinsmitglieder unterschreiben müssen, wenn sie aufgenommen werden wollen:

„Wir richten unser unternehmerisches Handeln an den Grundprinzipien einer nachhaltigen, d.h. ökonomisch sowie ökologisch und sozial verträglichen Wirtschaftsweise aus.

Unternehmen sind integraler Bestandteil eines globalen, gesellschaftlichen und ökologischen Systems. Als solche tragen wir Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten, seiner Gesellschaften und der Natur.

Nachhaltigkeit ist daher Bestandteil unserer Unternehmensleitlinien und Unternehmensziele.“

Dieser Verein mit seinen hochpotenten Mitgliedern wirkt seit fast vierzig Jahren im Hintergrund der deutschen Wirtschaft.

=> Initiativen schon seit mehreren Jahrzehnten viele Firmen dazu befähigt, durch nachhaltige Produktionsweisen und mit sozialem Engagement unsere Gesellschaft zum Guten hin zu gestalten.

Zitat:

„B.A.U.M. e.V. unterstützt seine Mitglieder und weitere transformationswillige Unternehmen beim Aufbau und bei der Weiterentwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und vernetzt Akteure und Akteurinnen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Medien und Verbänden.“

Inzwischen findet diese Initiative weltweit Beachtung. In manchen Bereichen sind die Mitglieder heute bei der Transformation zu weniger CO² Ausstoß schon sehr viel weiter, als andere, die jetzt erst die Zeichen der Zeit erkennen. Oft ist das jetzt schon ein Vorteil gegenüber Mitbewerbern.

Dieser Verein B.A.U.M. e.V. ist für mich so ein Hoffnungszeichen.

Es ist bitter notwendig, dass nicht erst gewartet wird auf die großen Entwürfe der Politik.

Wir erleben ja seit Jahrzehnten, dass diese Umweltgipfel nur sehr viel guten Willen produzieren, aber dann bei der Umsetzung kläglich scheitern.

Mit diesem Verein B.A.U.M. ist ein Netzwerk entstanden, das inzwischen weltweit aktiv ist. Und mit seinen Einrichtungen und Organen viel Gutes tut in vielen Ländern unserer Erde.

Der politische Wille zur Beschränkung der Erderwärmung ist das Eine, auf der anderen Seite gilt es aktiv zu werden, weil auch im Kleinen viel getan werden kann.

Prof. Gege hat mit seiner Vision einen Anstoß gemacht, der in den vergangenen Jahrzehnten zu ein einer großen Bewegung geworden ist.

Es gibt also in unserer Welt auch sehr positive Entwicklungen.  Allerdings sind sie in der Gefahr, dass sie nicht gesehen werden, weil das Negative so dominant ist in der Berichterstattung.

Wir Christinnen und Christen bereiten uns auf Weihnachten vor.

Da suchen wir nach Orten „… wo der Himmel blüht.“

In unserer Krippe steht zentral dieser große Baum. Er ist das Symbol für Schutz, Hoffnung und Kraft.

Der Regenbogen ist das Zeichen für Schönheit, die Vielfalt und den Neuanfang.

Ich möchte Sie anregen, in Ihrem Umfeld mal nach den positiven Zeichen Ausschau zu halten. Denn Sie werden merken, dass da ganz oft viel Gutes im Verborgenen geschieht.

Die wachsende Krippe wird an den nächsten Sonntagen Ihnen immer wieder die Möglichkeit geben, Menschen aus unserer Welt kennen zu lernen, die sich einsetzen, damit der Himmel für Pflanzen, Tiere und Menschen zum Blühen kommt.

Amen.

© R. Hübschle 2023