Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
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Erscheinung des Herrn
Lesung: Jes 60, 1-12
Steh auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir.
Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der Herr auf,
seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.
Erhebe deine Augen ringsum und sieh: Sie alle versammeln sich, kommen zu dir.
Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter werden auf der Hüfte sicher getragen.
da wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird erbeben und sich weiten.
Denn die Fülle des Meeres wendet sich dir zu, der Reichtum der Nationen kommt zu dir.
Eine Menge von Kamelen bedeckt dich, Hengste aus MÃdian und Efa.
Aus Saba kommen sie alle, Gold und Weihrauch bringen sie und verkünden die Ruhmestaten des Herrn.
Evanglium: Mt 2, 1-12
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige!
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg.
Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm.
Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Predigt
Noch einmal Weihnachten! Noch einmal erinnere ich an die Predigtreihe von Advent und Weihnachten mit unserem Motto: Mensch bleiben … allem zum Trotz!
=> Heute sind wir der Version von Weihnachten begegnet, wie Matthäus das beschreibt.
Inzwischen ranken sich verschiedenste Legenden um die Erzählung, die ich Ihnen gerade vorgelesen habe:
=> Aus den "Sterndeutern aus dem Osten" sind "die heiligen drei Könige" geworden, die mit feierlichem Tross, mit Dienern und Elefanten und Pferden nach Bethlehem ziehen.
=> Die drei werden in manchen Krippendarstellungen unterschiedlichen Altersgruppen zugeordnet: ein junger König als Vertreter der Jugend, ein König im besten Alter als Vertreter der Erwachsenen, ein alter König als Vertreter der Älteren.
=> Oder die drei werden bestimmten Kontinenten zugeordnet: ein schwarzer, ein weißer und ein gelber König, die jeweils ihre Kontinente repräsentieren. Da haben sich die Phantasie und die theologische Botschaft in den vielen Krippendarstellungen großartig entwickelt.
=> Bei uns wären in diesen Tagen eigentlich die Sternsinger unterwegs, aber die Corona-Pandemie lässt so eine Begegnung nicht zu.
=> Normalerweise treten da der Sternträger und drei Könige auf. Diese Aktion „Sternsinger“ ist die weltweit größte Aktion von Kindern für Kinder.
=> Aber auch da sollen die verschiedenen Kontinente dargestellt werden. Die Botschaft vom heruntergekommenen Gott wird durch diese „Kinderkönige“ den Menschen in Deutschland verkündet.
=> Diese vielen Darstellungen und Legenden ranken sich alle um das Matthäus-Evangelium. Matthäus stellt übrigens an den Anfang seines Evangeliums den "Stammbaum Jesu".
=> Da heißt es: "Buch des Ursprungs Jesu, des Gesalbten, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams".
=> D.h., der, von dem das Evangelium handelt, ist Jude, ist der Gesalbte Gottes, stammt von David, und von Abraham ab.
=> Matthäus beendet dann sein Evangelium mit dem Wort Jesu "Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden".
=> Damit beauftragt Jesus seine Jüngerinnen und Jünger, zu allen Völkern zu gehen und dort überall die frohe Botschaft zu verkünden.
=> Gleichzeitig verspricht er ihnen, dass er alle Tage bei ihnen sein werde, bis zum Ende der Welt (vgl. Mt 28,19f).
=> Das ist die Botschaft: Der Jude Jesus ist das Heil für alle Völker! Die Herrlichkeit des Gottes Israels strahlt über allen Völkern auf, weil sie in Jesus von Nazareth gegenwärtig ist.
=> Jesus zeigt sich, er offenbart sich, er "erscheint". Er ist der heimliche König Israels.
=> Spannend in dieser Darstellung ist, dass die „Heiden“, also alle Nichtjuden, ihn erkennen. Sie werden repräsentiert durch die Sterndeuter bzw. Könige aus dem Osten.
=> Diesen Fremden hat er sich gezeigt. Matthäus beschreibt das so, dass diese Fremden dem neugeborenen König der Juden gehuldigt haben und ihm ihre Geschenke bringen.
=> Die Juden selber aber, denen diese Botschaft eigentlich gilt, erkennen ihn nicht.
=> "Epiphanie" bedeutet in römischer Zeit: Ankunft des Herrschers. Wenn er in die Stadt einzieht, dann bedeutet das Glück!
=> In der Lesung wird durch den Propheten Jesaja beschrieben, dass über Jerusalem die Herrlichkeit des Herrn aufstrahlt.
"Ãœber dir geht leuchtend der Herr auf".
=> Gott ist Licht. Von diesem Licht werden die Völker angezogen, weil sie in der Dunkelheit leben. Alle Völker ziehen nach Jerusalem, um beim Licht zu sein.
=> Die Botschaft des Matthäus ist, dass mit der Geburt Jesu dieses Licht aufgeleuchtet ist. Die Sterndeuter aus dem Osten haben das erkannt und bezeugen nun dieses Licht für die ganze Welt.
=> Die Gemeinde, für die der Verfasser des Matthäus-Evangeliums schreibt und mit der er wahrscheinlich auch gelebt hat, war vermutlich eine Gemeinde aus Juden und Heiden.
=> Diese ersten Christinnen und Christen haben fest geglaubt, dass Jesus der Gesalbte, der König Israels ist. Gleichzeitig waren sie überzeugt, dass dieser Jesus auch der Erlöser für alle nichtjüdischen Völker sein muss.
=> Jesus ist also nicht nur zu den Juden gekommen, sondern zur ganzen Welt.
=> Jesus ist nicht nur in Jerusalem, der Davidstadt, angekommen, sondern in der Welt! Das war die Botschaft!!
=> Was könnte das für ein Hoffnungszeichen sein – in der damaligen Zeit und bis heute.
So kommt der Friede Gottes in unsere Welt!
=> Das war die Botschaft des Evangelisten Matthäus. Was daraus geworden ist, sehen wir Tag für Tag in den Nachrichten aus aller Welt.
Krieg, Gewalt und unmenschliche Vertreibungen aus welchen Gründen auch immer, bestimmen das Leben so vieler Menschen, auch im sog. „Heiligen Land“.
Den Frieden kann niemand mit Gewalt herbeizwingen.
=> Und es zeigt sich die Ohnmacht der vielen Menschen guten Willens auf unserem Erdball. Wenn die zerstrittenen Parteien nicht wollen, wird aus dem Frieden nichts!
=> Das ist im sog. „Heiligen Land“ so und auch z.B. in der Ukraine. Die diesjährige Sternsingeraktion richtet ihren Blick auf die Kinder in diesem Land.
=> Viele Regierungen protestieren immer wieder gegen Kriegshandlungen überall in unserer Welt.
Aber es passiert vor Ort viel zu wenig, um Hass, Unmenschlichkeit, Vertreibung und Vergewaltigung zu beenden. Da dringt viel zu wenig Licht für die Völker durch die Dunkelheit.
=> Die Botschaft des Matthäus ist voller Hoffnung.
=> Er schildert die Sterndeuter aus dem Osten bei ihrer Ankunft bei Jesus:
=> „Sie wurden von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm".
=> Was für ein friedliches Bild! Welch ein Traum!
=> Gleichzeitig ist das auch ein Appell an die Christinnen und Christen der ersten Stunde, der auch bis heute gilt.
=> Sie sind das Werkzeug der ohnmächtigen Liebe Gottes, die sich in Jesus zeigt, dass Friede unter den Menschen überhaupt möglich werden kann. Das ist ein gewaltiger Auftrag.
=> Die Botschaft der „Aktion Sternsinger“ ist nichts anderes: Veränderung zum Guten hin muss bei jeder und jedem einzelnen beginnen. Auch die ganz kleinen Schritte sind entscheidend. Und da gilt genauso:
Mensch bleiben … allem zum Trotz!
=> „Kindern Halt geben in der Ukraine und weltweit“ ist das Motto in diesem Jahr.
=> Die Sehnsucht der Menschen, besonders der Kinder, nach Frieden, Glück, Ruhe und ausreichend zu essen, sind seit vielen Jahrzehnten Dauerbrenner.
=> Die Aktion des Hilfswerkes der Sternsinger versucht da einen Beitrag zu leisten – auch durch Information und Veränderung des Bewusstseins bei den Kindern bei uns hier in Deutschland. So werden Kinder sensibilisiert für die Situation von Kindern in anderen Ländern.
=> Spenden werden selbstverständlich auch in diesem Jahr entgegen genommen.
=> Und in diesem Corona-Jahr geht das auch online, direkt über die Homepage der Sternsinger.
=> Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrer Familie und in Ihrem Freundeskreis hell angestrahlt werden durch das Licht von Weihnachten.
Und auch in diesem Neuen Jahr gilt dieses Motto: „Mensch bleiben … allem zum Trotz“
=> So entsteht Hoffnung und Zuversicht auf eine bessere Zukunft für zahllose Menschen in unserer Welt.
Ich wünsche Ihnen allen diese Zuversicht für Ihr neues Jahr 2021.
Amen.
© R. Hübschle 2020
HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.