Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
Schwalbenweg 5
88213 Ravensburg

Tel. 0751-7912430
Fax 0751-7912440
E-Mail: Info-Dreifaltigkeit.RV@drs.de

 

 

3. Advent

Lesung: nach Genesis 9,12-16

Auch Noah und seine Familie verlassen die Arche. Sie sind so froh, dass Gott sie beschützt hat. Noah baut einen Altar und feiert einen Gottesdienst. Er betet: „Gott, ich weiß immer noch nicht, warum du diesen großen Regen geschickt hast. Aber es gibt so vieles, für das ich dir danken mag: Für die gute Idee mit dem Schiffbau mag ich dir danken, und dass du meine Familie und mich und alle Tiere darin gerettet hast. Dass du immer bei uns warst, dass alles gut gegangen ist, während es draußen so stark geregnet hat. Und dass wir jetzt alle wieder an Land sind, festen Boden unter den Füßen haben und neu leben können. Danke, guter Gott! Alles ist gut. “Da malt Gott einen schönen, kräftigen, hell leuchtenden Regenbogen an den Himmel und sagt zu Noah: „Dieser Regenbogen ist ein Zeichen. Es bedeutet: Was auch immer passiert, ich bin bei dir. Das gilt für jetzt und für immer. Du kannst dich darauf verlassen. Und alle Menschen auch. Es soll immer wieder Saat und Ernte geben, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Der Regenbogen ist ein Zeichen für meine Freundschaft mit Menschen und Tieren. Ihr seid nicht allein. Ich bin da. Alles wird gut.“

Die Erzählung basiert auf einem Vorschlag von Frieder Harz: Noah und die Flut. www.frieder-harz.de/pages/rel.paedagogische-beitraege/erzaehlen/erza-ehlungen-zur-bibel/bibelgeschichten/von-den-anfaengen-der-welt/1-mose-6ff/erzaehlvorschlag-noah-und-die-flut-1.-mose-7-9.ph

 

Evangelium: Joh 1,6-8. 19-28

Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?, bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias. Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein. Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst? Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer. Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet? Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mirkommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

 

Predigt

Liebe Gemeinde,

„Mensch bleiben – allem zum Trotz“

So lautet in diesem Jahr unsere Predigtreihe in der Advents- und Weihnachtszeit.

Heute wollen wir uns nicht einer Person widmen… sondern das Thema auf unser Leben beziehen… auf uns Menschen.

„Mensch bleiben – allem zum Trotz“ - auch in der Familie gerade in dieser Zeit…

Wir alle erleben eine außergewöhnliche Zeit intensiver Nähe einerseits (vielleicht manchmal auch zu viel davon) und von übergroßer Entfernung andererseits.

Für die einen ist es eine Zeit der wohltuenden Freiheiten, für andere ist es besetzt mit Sorgen, Ängsten, Sehnsucht oder wachsender Einsamkeit. Sei es betroffen von Kurzarbeit, verbunden mit finanziellen Sorgen oder arbeiten mit Familie im Homeoffice oder in Quarantäne sein, …

Die anderen können endlich mal aufatmen und erleben eine Befreiung von Hamsterrädern des Funktionierens und damit verbunden eine wohltuende Entschleunigung. Andere scheinen die gleichzeitigen Anforderungen zunehmend zu überfordern und zu erschöpfen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die eigenen seelischen Belastungen hatten sich im Frühjahr immer mehr zugespitzt und halten vielleicht bis heute noch an. In den schlimmsten Fällen kann die beklemmende Enge für einige sogar häusliche Gewalt und Missbrauch fördern.

Gerade die Kinder, so zeigen es Studien leiden sehr unter dieser Situation.

Eine Studie der Technischen Universität München und des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt: etwa jedes 10.Kind hat häusliche Gewalterfahrungen in dieser Zeit im Frühjahr diesen Jahres gemacht. Bei 6,5 Prozent der befragten Familien waren Kinder Opfer körperlicher Gewalt zuhause. Bei Familien mit Kindern unter 10 Jahren waren es 9,2 Prozent.

Genannte Risikofaktoren waren Jobverlust der Eltern oder Kurzarbeit. Finanzielle Sorgen und Quarantäne zuhause führten eher zu Gewalt gegen Kinder. Aber am stärksten betroffen waren Kinder, deren Eltern Angst oder Depressionen hatten. So die Statistik.

Psychologische und psychiatrische Fachgesellschaften erwarten schwere langfristige Folgen besonders für Kinder auch darüber hinaus durch die Corona-Pandemie.

Daher ist es gar nicht so leicht: „Mensch bleiben – allem zum Trotz“- und in Zeiten von Corona!

Eines ist klar: Das Leben mit Corona ist für alle Menschen schwierig und sehr verunsichernd. Belastend ist die Situation besonders, weil wir zurzeit nicht wissen, wie lange unser Alltag noch sozusagen auf dem Kopf steht. Bis wann werden die Schutzmaßnahmen noch andauern? Wann wird es endlich wieder „normal“ sein, fragen auch die Kinder in der Schule immer häufiger… und die Kinder stellen ihre ganz eigenen Fragen dazu: Woher kommt das Virus? Warum gibt es das Virus? Warum gibt es kein Medikament dagegen? Oftmals werden bei Kindern auch Schuldige gesucht: Was haben wir falsch gemacht, dass es das Virus gibt? Warum tut Gott nichts dagegen? Hat Gott das Virus geschickt, weil er böse auf uns ist?

Das unerschütterliche Vertrauen von Kindern, ihr Welt- und Gottesbild wird aufgrund der Pandemie erschüttert und überlagert von Ängsten und Befürchtungen. Gemeinsam mit den Kindern müssen wir gerade aushalten dass es auf manche Fragen keine einfachen Antworten gibt. Katastrophen gibt es. Leid geschieht überall und auch der Tod ist in der Welt. Es ist müßig zu fragen nach dem Warum. Doch unser Glaube kann uns Menschen helfen, dass Gott Gutes für die Menschen will, dass er mitleidet und Schuld und Tod überwindet und Hoffnung gibt, dass das Leben weiter geht.

Daher helfen uns vielleicht gerade auch solche Geschichten, die uns Mut und Zuversicht, Trost und Hoffnung geben wollen und dabei das Vertrauen in eine gute Zeit wieder stärken – besonders auch bei den Kindern.

Die Geschichte von der Arche Noah ist so eine Hoffnungsgeschichte. Es geht darum in schweren Zeiten auszuhalten, zu warten, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Da sind die Menschen und Tiere damals bei der Sintflut in der Arche. Sie wussten nicht wie lange sie in der Arche bleiben mussten. Irgendwann lagen sicher die Nerven blank. Womöglich wurde das Essen und das Futter knapp. Und Noah wird sich gefragt haben: Wie lange müssen wir noch durchhalten? Wird es am Ende gut ausgehen? Kann ich mich wirklich auf Gott verlassen?

Und ganz ähnlich ist es auch in der Corona-Pandemie. Keiner weiß, wie lange sie noch dauern wird. Die Zahl der Erkrankten in Deutschland steigt wieder. Auch wir müssen aushalten, durchhalten, weiter vorsichtig sein.

In der Noah-Erzählung geht es aber mehr noch darum, dass Gott da ist. Er will den Menschen und Tieren Zukunft geben. Der Regenbogen ist ein Zeichen der Verbindung zwischen Gott und uns Menschen. Das Zeichen des Regenbogens sagt: Ich bin bei euch. Ich lasse euch nicht allein – allem zum Trotz! Auch das gilt für uns heute. Daran dürfen wir uns immer wieder erinnern lassen.

Ich habe in meinem Religionsunterricht die Kinder gefragt, was sie jetzt mit Corona am meisten beschäftigt.

Frederike 9 Jahre soll jetzt abschließend hier zu Wort kommen. Sie schreibt

„Lieber Gott,

ich wünsche mir sehr, dass Corona bald wieder weg ist. Und das nicht auch noch Weihnachten ausfallen muss.

Es stört mich und die anderen, dass wir uns nur noch mit Masken und Abstand begegnen dürfen. Mir gefällt das alles nicht mehr. Wann hört das ganze wieder auf.

In der Situation fühlen wir uns wie eingesperrt. Da bin ich sehr unglücklich.

Wenn Corona weg wäre, dann könnten wir wieder mehr feiern und in der Pause auch wieder alle zusammenspielen.

Dass endlich nichts mehr abgesagt werden muss worauf wir uns schon lange freuen.“

Amen

© M. Spöttle, 2020

 

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.