Katholische Seelsorgeeinheit Ravensburg West

Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
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88213 Ravensburg

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Lesung: Jes 52, 7-10

Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.
Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt.
Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem.
Der Herr macht seinen heiligen Arm frei vor den Augen aller Völker. Alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Gottes.

 

Evangelium: Joh 1, 1-14

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.
Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht.
Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

 

Predigt

„Werte Gemeinden in der Seelsorgeeinheit Ravensburg- West,

es ist für mich eine große Freude, dass ich mich heute an Sie wenden darf.

=> Sie haben gerade eben die zentrale theologische Aussage meines Evangeliums gehört: einen Abschnitt aus dem Prolog, dem Vorwort.

Gestatten Sie mir, dass ich mich vorstelle:

=> Mein Name – so sagen die Bibelforscher – ist Johannes. Ich bin Theologe und berühmt, weil ich ein Evangelium geschrieben habe, das sich nicht am historischen Jesus orientiert, sondern am auferstandenen Christus.

=> Ich schreibe dieses Evangelium gegen Ende des 1. Jahrhunderts. Das Ereignis der Hinrichtung und der Auferstehung Christi ist vor über 60 Jahren gewesen. Mich hat diese Botschaft so sehr ergriffen, dass ich daraus eine theologische Meditation, eben mein Evangelium, geschrieben habe.

=> Mich fasziniert dieser Gedanke ungemein, dass da Gott Mensch geworden ist und ich dadurch gerettet bin aus so vielen Unheilszusammenhängen, die mich sonst am Leben hindern.

=> Mich fasziniert die Gestalt des Jesus aus Nazareth, der für mich die Botschaft vom angebrochenen Reich Gottes verkörpert. In ihm ist dieses völlig unvorstellbare Geheimnis Gottes in unserer Welt sichtbar und greifbar geworden.

=> Wie jeder Mensch denke ich über das Leben und den Sinn dieses Lebens nach.

=> Und wie ich mir so Gedanken gemacht habe, habe ich von diesem Neuen Weg erfahren und bin in Kontakt gekommen mit begeisterten Christusanhängern.

=> Ich bin dann selber in so eine christliche Gemeinschaft aufgenommen worden. Dort habe ich mich mit dieser Begeisterung für den Neuen Weg anstecken lassen, weil die Menschen nach neuen Werten gelebt haben.

=> Mit dem Prolog zu meinem Evangelium habe ich einen ganz eigenen Zugang gewählt zu diesem Geheimnis Gottes, der ein Mensch geworden ist.

=> Der Logos, das schöpferische Wort Gottes, ist ein sterblicher Mensch geworden – das ist meine Idee!!

Mit diesem Logos verändert sich die Welt.

=> Die Menschen werden nicht mehr eingeteilt zwischen oben und unten; sie werden nicht mehr beurteilt nach Rang und Namen, nach reich und arm, nach krank und gesund, nach Hautfarbe oder Religion.

=> Sie sind alle hineingenommen in das Heilsereignis des Lebens in Gott! Ein faszinierender Gedanke!! Eine ganz andere Sichtweise auf unsere Feudalgesellschaft, bzw. auf die Würde der Menschen.

=> Ich bin begeistert von dieser Botschaft, die die Welt verändert hat. Es ist heller geworden, seit Jesus gelebt hat aufgrund seiner Botschaft.

Und deswegen habe ich diesen Satz geschrieben:

Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.

=> Der Logos, dieses schöpferische Wort Gottes, hat unsere Welt verändert. Mit Christus ist sogar das Geheimnis Gottes etwas gelüftet worden.

=> Gott begegnet uns in jedem Menschen. Das habe ich verstanden und in einigen Erzählungen in meinem Evangelium verarbeitet.

=> Gottes Wort verändert die Menschen, wenn sie auf dieses Wort hören und sich an Jesus von Nazareth orientieren.“

 

Soweit dieser Brief des Evangelisten Johannes.

 

Oh Gott!  Mensch werden?!!

=> Der Evangelist Johannes identifiziert in Jesus dem Christus das schöpferische Wort Gottes, den Logos – wie es griechisch heißt.

=> Dieser Logos ist in die Welt gekommen, aber er ist hier nicht willkommen gewesen. Er passt mit seiner Botschaft vom angebrochenen Reich Gottes nicht in die Gesellschaft seiner Zeit.

=> Da ist ein Mensch gefährlich, weil er sich nicht mit der herrschenden Sozialform abfinden will, die klare Grenzen zieht zwischen denen da oben und denen da unten und dann gibt es noch die, die sowieso kein Bleiberecht in dieser Gesellschaft haben, nämlich die Kranken, die Armen und Behinderten. So beschreibt es Johannes.

=> Für Johannes kommt mit Jesus die Wahrheit in die Welt, weil er spürt, dass mit Jesus die Menschen ein neues Ansehen bekommen haben.

 

Oh Gott! Mensch werden?!!

 

=> Wir haben uns in unserer Predigtreihe mit insgesamt 6 Predigten dieser Frage gestellt.

=> In der Heiligen Nacht ist der Evangelist Lukas zu Wort gekommen. Er hat erklärt, warum er die Geschichte von Jesus aus Nazareth so ausführlich beschrieben hat mit Geburtsgeschichte und vielen Beispielerzählungen des erwachsenen Jesus.

=> An den vier Adventssonntagen haben wir uns diesem Geheimnis genähert über historische Persönlichkeiten oder zeitgenössische Menschen, in denen wir entdeckt haben, was es heißt, Mensch zu werden und wie sich das zeigt.

=> Am 4. Advent war es die Elisabeth von Thüringen, die aufgrund ihrer adligen Herkunft viel Gutes tun konnte für die Armen und Hungernden ihrer Zeit, in denen sie Christus begegnete. Elisabeth hat im 13. Jahrhundert gelebt. Sie gilt als exemplarischer Mensch, in dem sich das Geheimnis Gottes zeigt.

=> Am 3. Advent sind wir der Gestalt des Vinzenz von Paul nachgegangen, der im 17. Jahrhundert durch seine charismatische Gabe letztlich die caritative Idee in Institutionen verwirklicht hat. Er gilt als der Begründer der Caritas, ein Genie der Nächstenliebe.

Auch in dieser historischen Person zeigt sich das Geheimnis Gottes.

=> Am 2. Advent war Nadja Murad unser Beispiel, in der Menschwerdung sich für uns besonders deutlich zeigt. Sie hat in diesem Jahr den Friedensnobelpreis bekommen für ihren Einsatz gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ und für die geschändeten und gequälten Frauen der Jesiden im Irak. Sie zeigt, wie das geht, dass man auch in jungen Jahren, sie ist 25 Jahre alt, schon Mensch geworden sein kann.

=> Am 1. Advent sind wir Navid Kermani begegnet. Er ist Deutscher mit iranischen Eltern, der als Publizist in Deutschland für die Verständigung zwischen den Religionen eintritt. Er ist der Überzeugung, wenn sich die Religionen untereinander nicht mehr bekämpfen, dann wird es auch in unserer Welt weniger Schlachtfelder geben und weniger Leid und Tod.

In ihm zeigt sich Menschwerdung durch seinen Einsatz für das friedliche Zusammenleben der Religionen.

 

Oh Gott!! Mensch werden!!

=> Die Botschaft Jesu, oder wie unser Evangelist Johannes sagt, das fleischgewordene Wort Gottes, kommt in jedem unserer Gottesdienste zur Sprache.

=> Gott lüftet sein Geheimnis, weil er uns ganz menschlich begegnen will.

=> Jesus von Nazareth ist dieser Mensch, der auf den Wegen seines Heimatlandes gegangen ist, um den Menschen zu verkünden, dass das Reich Gottes angebrochen sei.

=> Auf diese Weise ist das Wort Gottes zu den Menschen gelangt.

=> Einige haben sich begeistern lassen, andere waren sicher skeptisch – .

=> Viele haben das als Spinnerei und Unfug abgelehnt.

=> Zu provokativ war die Aufforderung, nach anderen Regeln zu leben, als das die herrschenden Systeme vorgeschrieben haben.

=> Vielen war der Einsatz zu hoch, weil sie damit mit dem System Judentum und Römerherrschaft in Konflikt geraten wären.

 

ÄUnsere Beispielpersonen waren der Versuch, zu zeigen, dass es immer wieder, und wahrscheinlich in allen Generationen seit 2000 Jahren, Menschen gegeben hat, die ganz selbstverständlich diese Menschwerdung gelebt haben, auch ohne dass sie sich auf Jesus von Nazareth berufen hätten.

=> Dieser Impuls, menschlich mit allen Menschen umzugehen, scheint ein Impuls zu sein, der in den Herzen der Menschen wohnt.

=> Inwieweit dieser Impuls aber ins Leben eingreifen darf oder kann, das entscheidet die jeweilige Lebenssituation und jeder Mensch für sich selbst.

=> Wir haben in unserer wachsenden Krippe in Dreifaltigkeit auf die Wege jeweils Schuhe gestellt, in denen ein Brief steckt.

=> Das ist das Bild dafür, zu zeigen, dass die Botschaft Jesu, das fleischgewordene Wort Gottes, der schöpferische Logos auf allen Wegen dieser Welt zu den Menschen kommt.

=> Wer sich von dieser Botschaft ergreifen lässt, gerät in diesen Strudel der Veränderung.

=> Menschwerden ist das Ziel. Gott selbst hat einen ersten Schritt getan.

Johannes beschreibt das so am Ende seines Prologes:

„Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“

 => So geht Menschwerdung. Dem göttlichen Impuls in Ihnen selbst folgen. Dann entfaltet sich die Botschaft von diesem angebrochenen Reich Gottes und wird zur Grundlage für gelingendes menschliches Leben.

 => Ich wünsche Ihnen allen von ganzem Herzen ein frohes Weihnachtsfest mit vielen schönen Augenblicken im Kreis Ihrer liebsten Menschen, wo sie das Geheimnis Gottes ahnen dürfen: Menschwerdung – Gott sei Dank!

Amen.

© R. Hübschle 2018

 

HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.