Pfarrbüro der Seelsorgeeinheit
Ravensburg West
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4. Advent
Lesung: Mal 3, 23+24a
Bevor aber der Tag des HERRN kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija.
Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern
Evangelium: Lk 1, 26-32
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Predigt
Liebe Gemeinde!
Wir haben gerade im Evangelium gehört, wie der Engel Gabriel bei Maria erschienen ist, um ihr die bevorstehende Geburt des Messias anzukündigen.
Ich habe mir die Frage gestellt, wie sich das heute abspielen könnte: Stellen wir uns mal folgendes Szenario vor:
Eine junge Frau sitzt heute in ihrem Zimmer, hört Musik oder grübelt ein wenig nach, da erscheint plötzlich eine Gestalt, die ihr verkündet, dass sie ohne Mann ein Kind bekommen würde und dass dies der Wille Gottes sei.
Würde diese junge Frau heute jemanden von einer solchen Begegnung erzählen, müsste sie sich wahrscheinlich erstmal einem Alkoholtest unterziehen müssen, sie würde auf Drogen überprüft und anschließend psychiatrisch behandelt werden.
Oder was würden Sie sagen, wenn heute Nachmittag mitten auf dem Ravensburger Marienplatz eine Gestalt stehen würde um den Menschen einen Auftrag Gottes zu verkünden… Wie würden wir wohl reagieren? Peinlich berührt weitergehen, einen Euro vor die Füße werfen? Den Kopf schütteln? Vielleicht auf den Württemberger Hof verweisen?
In der heutigen – angeblich aufgeklärten – Zeit kommt es nicht so oft vor, dass Engelwesen den Menschen Gottes Botschaften verkünden… so scheint es jedenfalls! Wir sind es mit Handy, SMS, Ipot und DSL nicht mehr gewohnt, Informationen zu bekommen, die wir nicht augenblicklich per Mausklick, Google oder Wikipedia überprüfen könnten.
Wir befinden uns mitten im Zeitalter der Information und Kommunikation: Die Möglichkeiten der Medialen Welt scheinen unbegrenzt zu sein: alles geht schneller, besser und umfassender. ist oft aber auch oberflächlicher, stressiger und unpersönlicher.
Die „moderne“ Welt ist vor allem den Älteren fremd geworden.
Wenn man nicht mehr die Möglichkeiten, die Zeit oder Lust hat, sich anzupassen, bleibt man außen vor, wird ausgeschlossen oder belächelt…
Die Generationen verlernen, miteinander zu kommunizieren, verlernen, sich auszudrücken und zu verstehen.
Das Miteinander wird schwieriger, der Graben größer. Der jeweils eigene Weg erscheint richtiger und wird konsequent verfolgt – die Folge ist ein Leben nebeneinander.
Da kommt mir die Lesung aus dem Buch des Propheten Maleachi in den Sinn: Es sind die allerletzten Verse des Ersten Testamentes, die fast schon einen Brückenbogen bauen zum Neuen, Zweiten Testament: Einer wird kommen, der wird die Generationen wieder zusammenbringen! Die Alten und die Jungen werden versöhnt miteinander leben!
Der Prophet spricht vom Übergang hin zu einem neuen Zeitalter: der Prophet Elia wird wiederkommen und den Messias ankündigen:
Und er wird das bringen, was die Menschen so dringend brauchen:
Versöhnung mit Gott und Einheit untereinander.
Hier wird mir bewusst: Es ist nicht das Kommunikationsmittel an sich, auf das es ankommt: Ob es ein Engel ist, der verkündet, oder ob wir die Nachricht auf anderen Wegen erhalten ist eigentlich egal: Es ist die Botschaft, auf die es ankommt! Der Bote ist nur das Transportmittel!
Auch bei der Verkündigungsgeschichte im heutigen Evangelium geht es in erster Linie nicht um den Engel als Boten Gottes, sondern um das, was er ankündigt: Wie die Propheten im Ersten Testament spricht auch er davon, dass der Heiland geboren werden soll – der Gottessohn kommt auf diese Erde!
In wenigen Tagen feiern wir dieses Fest der Geburt Jesu: Weihnachten. Wieder eine Geschichte mit Engeln als Boten Gottes: Sie erschienen den Hirten im Feld und verkündeten die frohe Kunde: Christus der Heiland ist geboren – als ein Kind im Stall.
Und sie sagen dazu (wir erinnern uns noch an die Worte der Lesung): Friede den Menschen auf Erden!
Der Gottessohn ist auf diese Erde gekommen um diesen Frieden zu bringen: Die Freude der Engel über diese Botschaft ist groß: Der Mensch soll, darf und kann wieder in Einheit seinem Gott leben!
Aus dieser Einheit mit Gott heraus ist dann auch Frieden zwischen den Menschen möglich!
Auf die heutigen Adventskerze habe ich ein Bild malen lassen, das viele sicherlich kennen:
Es ist ein Ausschnitt aus Michelangelos berühmten Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle: Gottes Finger berührt Adams Finger.
Für mich ist dies ein anschauliches adventliches Bild:
Gott streckt sich nach uns Menschen aus.
Der Gottessohn ist noch nicht geboren - Noch ist ein kleiner Abstand zwischen dem Finger Gottes und dem Finger des Menschen.
Trotzdem ist schon sichtbar: Himmel berührt Erde! Die Verheißungen der Väter, der Propheten und der Engel wird sich erfüllen!
Für uns ist dies eine Zeit der freudigen und sehnsuchtsvollen Erwartung!
Jesus wird kommen – es dauert nicht mehr lange!
Lassen wir uns froh und gespannt ein auf das Fest, das vor uns steht.
Jesus wird kommen. Auch in mein und unser aller Leben.
Ob er sich jedoch mit Hilfe eines Engels ankündigen wird – oder per SMS, oder durch etwas ganz anderes: Heute wissen wir es noch nicht!
Lasst uns gespannt sein, wie er in diesem Jahr seinen Finger nach uns ausstrecken wird!
© Christof Hemberger, 2009
HIER finden Sie die Predigt im pdf-Format.