Heinrich Detzel

Heinrich Detzel, ein anerkannter Kunstsachverständiger in der Diözese, übernahm 1888 die Pfarrei St. Christina. Sogleich engagierte er sich für das Schulwesen: "Im September 1888 begann der Bau des neuen Schulhauses und war im November schon fertig." 1892 wird ein Ortsschulrat ernannt; Detzel selbst ist Ortsschulaufseher. Wetterbeobachtungen und Ernten trägt auch bei Detzel regelmäßig ein. Daneben ist z.B. für 1889 zu lesen: "In diesem Jahr wird die Pfarrkirche durchgehend restauriert." Kosten und Stiftungen sind in der Chronik aufgeführt. 1892 wird ein neuer Taufstein eingeweiht, gestiftet von einer "Gärtnerswittfrau" Geiger. Die 1894 angeschafften Kreuzwegstationen spendete eine "nicht genannt wollende Wittfrau von Ravensburg." Im selben Jahr wird Detzel zum Vorstand des Diözesan-Kunstvereins gewählt. 1895 vermerkt er zum Bau der neuen Kapelle in Knollengraben: "Die Hauptkosten trug der Metzger und Kiesgrubenbesitzer Grabherr."

Von besonderem Interesse sind die Eintragungen Detzels im Jahre 1902: "Am 12. Januar d.J. an einem Sonntags Nachts nach 10.00 Uhr brannte die Pfarrscheuer ab und zwar in Folge Brandstiftung... Die mächtig große Scheuer war ganz aus Holz gebaut und stand ganz nahe beim Pfarrhaus und der Kirche, so daß letztere beim Brand in größter Gefahr war. Noch im Verlaufe dieses Sommers wurde, weiter entfernt vom Pfarrhaus, die neue Scheuer vom Kameralamt Weingarten gebaut ... In diesem Jahr wurde das Meßnergut vom Schuldienst ausgeschieden; durch Vereinbarung der Kirchenpflege mit der Stadtgemeinde Ravensburg und der Gemeinde Grünkraut geschah dies in der Weise: Die Gemeinden R.u.G. erhielten das alte Schulhaus (früher Meßnerhaus); die daran stoßende Scheuer und der Schuppen verblieben der Kirchenpflege. Als Ersatz für das alte Schulhaus, das zugleich Meßnerhaus war, erbauten die Gemeinden Ravensburg (Kosten 2/3) u. Grünkraut (Kosten 1/3) für die Kirchenpflege ein neues Meßnerhaus."

Im Jahre 1906 erkrankte Pfarrer Detzel. Sein Leiden verschlimmerte sich zusehends. An seinem Sterbetag, dem 13. November 1906 "wünschte er noch Herrn Bildhauer Schlachter von Ravensburg zu sprechen betr. seiner Grabstätte und der Gedächtnistafel (heute an der südlichen Kirchenmauer). Detzel war 64 Jahre alt geworden. Im Nachruf der damaligen Zeitung kommt die hohe Wertschätzung dieser Priester-Persönlichkeit zum Ausdruck. Hervorgehoben wird seine Tätigkeit als Vorstand des Diözesankunstvereins: "Nach Hunderten zählen die Bauten und Restaurationen von Kirchen, Türmen, Kapellen, Altären, die Neubestellungen oder Renovationen von Ausstattungen derselben, besonders auch mit Glasfenstern, welche er beraten, begutachtet, geleitet und zu Ende geführt hat, oft mit vielen eigenen Arbeiten, unter vielen Reisen landauf, landab. So ist Heinrich Detzel mit dem kirchlichen Kunstleben der Diözese Rottenburg während der letzten 25 Jahre vielfach verwachsen gewesen, und er ist nie ermüdet, nie widerwillig geworden bei all den Anforderungen und ist dabei ein selbstloser, anspruchsloser Mann geblieben, überall beliebt und populär." In einem anderen Nachruf heißt es: "Mit eigenen Mitteln und großen Opfern hat er das Kirchlein in St. Christina, das freundlich ins Schussental hernieder grüßt, zu einem Kunstjuwel gemacht."

Der nachfolgende Pfarrverweser Karl Mayerhauser stellt 1907 fest: "Das kirchliche Leben in der Pfarrgemeinde zeigte ein recht erfreuliches Bild ... Der gute Kirchenbesuch lieferte aber mehr und mehr den Beweis, daß das herrliche Bergkirchlein auf die Dauer den Bedürfnissen nicht mehr genügen kann. Schon der +H.H.Pf. Detzel hatte sich mit dieser Frage beschäftigt und für einen evtl. Neubau in seinem Testament 5000 M der Kirchenpflege überwiesen... Von einer Vergrößerung der Kirche wurde aus künstlerischen Gründen Abstand genommen, ebenso wenig kann aus ähnlichen Gründen von einem Abbruch des Kirchleins behufs Neuerbauung die Rede sein. So wurde denn in dem Ordinariatsrezeß auf die Kirchenvisitation die Direktive gegeben, für die Erbauung einer Pfarrkirche in Schornreute. ... Kirchenbau und finanzielle Notlagen passen aber nicht zusammen." Um zu einer "langsamen Besserung" zu kommen, wurde der Klingelbeutel eingeführt, "erstmals herumgereicht am 11. August 1907."

<<<