Entstehungsgeschichte

    Entstehungsgeschichte

    Es begann im Mai 1988. Schuldekan Rudolf Ege und sein Sohn Markus befanden sich auf der Heimreise von Stettin, wo sie eine Familie besucht hatten, die Rudolf Ege ein Jahr zuvor in Taize kennen gelernt hatte. Er sollte auf der Rückreise noch einen Abstecher in die Region Posen machen, um als „Geldbote“ der Kirchengemeinde Blitzenreute 300 DM nach Tarnowo Podgorne zu bringen (= heutige Partnergemeinde von Fronreute), damit die dortige kirchliche Jugendgruppe im Sommer 1988 eine Busfahrt nach Blitzenreute machen konnte.Die beiden Ravensburger wurden dringend gebeten, noch für einige Tage zu Mitarbeitern der Kirchengemeinde St. Adalbert (Sw. Wojciech) nach Posen zu kommen. Sie waren die ersten Westdeutschen, mit denen sie in persönlichen Kontakt treten konnten. Rudolf Ege berichtet: „Wir wussten nicht, wie uns geschah: Plötzlich gab es einen Abendgottesdienst in polnischer und englischer Sprache um den Altar, und beim Friedensgruß kamen die Polen auf uns zu und reichten uns die Hände. Anschließend gab es im Gemeindehaus ein Gespräch, das eine angehende Abiturientin dolmetschte. Plötzlich sagte ein Pole: „Wir sind hier wie in einem Gefängnis. Wir hätten gern Partnerschaft mit einer westdeutschen Kirchen-gemeinde.“
    Was sollte ich antworten? Wenn ich sage, das kann ich nicht, sind sie sehr enttäuscht. Wenn ich ja sage, übernehme ich mich vielleicht. Also sagte ich: Ich versuche es.
    Da ich in Ravensburg wohne, hielt ich es für angemessen, die Kath. Gesamtkirchen-gemeinde Ravensburg als Trägerin einer zu gründenden Partnerschaft zu gewinnen. Der Gedanke, mit einer polnischen Kirchengemeinde hinter dem Eisernen Vorhang eine Partnerschaft zu schließen, war aber für den Gesamtkirchengemeinderat völlig neu und es erschien schwierig, so etwas umzusetzen. Der Erwachsenenbildungsausschuss befasste sich eigens mit dem Plan und gab mir dann den Auftrag, die notwendigen Schritte zur Gründung einer Partnerschaft zu unternehmen.“

    Am 17. Mai 1989 fuhr die erste Gruppe aus Ravensburg als „Caritashilfstransport“ nach Posen: 6 Erwachsene und 3 Jugendliche in 3 Pkw’s mit Medikamenten im Kofferraum, mit dabei Pfarrer Josef Lorinser, der Erste Vorsitzende des Gesamt-kirchengemeinderats. Die Visa hatte uns die Caritas Stuttgart besorgt, die DDR-Grenzer ließen uns bevorzugt passieren ohne Kontrolle, in Polen waren wir vom Zwangsumtausch befreit. In einem Reha-Krankenhaus wurden wir von sämtlichen Ärzten begrüßt und in geschliffenem Deutsch bedankt.
    Nach überaus herzlichen Begegnungen mit polnischen Familien, von denen wir mit rührender Gastfreundschaft aufgenommen wurden, unterzeichneten wir nach dem Abschlussgottesdienst gemeinsam die Gründungsurkunde unserer Partnerschaft, zusammen mit Pfarrer Josef Lorinser und Pfarrer Zygmunt Sterczewski.

    Im August 1990 kamen 30 Erwachsene und Jugendliche aus Posen erstmals zu uns nach Ravensburg. Die so begonnenen wechselseitigen Partnerschaftsbegegnungen haben sich bis heute durchgehalten, bis 1996 in jährlichem und seither in zweijährigem Turnus, immer gemeinsam als Jugend- und Erwachsenengruppe. Die Größe der Besuchergruppe schwankte zwischen 26 und 44 Personen.
    Die Gesamtkirchengemeinde Ravensburg unterstützt die Partnerschaftsarbeit und
    die Durchführung der Begegnungen finanziell, ebenso die Stadt Ravensburg und der
    Kreisjugendring, seit seiner Gründung auch das Deutsch-Polnische Jugendwerk. Die aktiven Teilnehmer an den Begegnungen stammen aus Ravensburg, Weingarten und Umgebung.

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